Ex-Yukos-Chef vor Gericht

Seit gestern sitzt Michail Chodorkowski in Moskau auf der Anklagebank. Prozess nach Beginn auf 8. Juni vertagt

MOSKAU afp ■ Mehr als sieben Monate nach seiner Festnahme hat gestern der Prozess gegen den russischen ÖlmagnatenMichail Chodorkowski begonnen. Nach der ersten Anhörung des Exchefs des Ölkonzerns Yukos ordnete das Gericht in Moskau die Verschiebung des Verfahrens an. Laut Verteidigung folgten die Richter einem Antrag des Steuerministeriums. Dieses habe die Verlegung des Prozesses auf den 8. Juni erwirkt, so Anwalt Anton Drel. Das Ministerium gab demnach an, mehr Zeit für die Prüfung der 350 Bände umfassenden Gerichtsakten zu benötigen. Chodorkowski werden unter anderem Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen.

Die FDP-Politikerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die als Beobachterin der Parlamentarischen Versammlung des Europarates nach Moskau reiste, kritisierte das Verfahren. Sie kritisierte, dass ihr die Moskauer Justiz ein Gespräch mit dem Angeklagten verwehrt habe. Der Prozessauftakt in einem winzigen Saal des Meschtschanski-Gerichts im Zentrum Moskaus fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Angehörige einer Spezialeinheit der Polizei wiesen dutzende in- und ausländische Journalisten ab.