In Bunia verschlechtert sich die Stimmung

Lokale Gruppen kritisieren die französische Eingreiftruppe in der nordostkongolesischen Stadt, die jetzt vollzählig ist

BERLIN taz ■ Die internationale Eingreiftruppe in der Demokratischen Republik Kongo ist komplett. 1.100 Soldaten sind jetzt im nordostkongolesischen Bunia stationiert und sichern eine entmilitarisierte Zone von zehn mal zehn Kilometern rings um die Stadt. Alle Kampftruppen sind Franzosen. 600 Soldaten, darunter Deutsche, befinden sich in der logistischen Basis in Uganda. 150 Franzosen im Tschad unternehmen Aufklärungsflüge.

Die Eingreiftruppe hat dafür gesorgt, dass die vor ihrem Einzug in Bunia herrschende „Union kongolesischer Patrioten“ (UPC), die von Milizionären des Hema-Volkes dominiert wird, ihre Truppen mit Ausnahme einer Leibwache aus der Stadt zurückgezogen hat. Doch Hema-Vereinigungen erheben schwere Vorwürfe gegen die französischen Truppen. Berichten der Hema-Kulturvereinigung ENTE zufolge begehen die Franzosen in Bunia „Erpressungen, wahllose Verhaftungen, ethnische Diskriminierung und Hausfriedensbruch“. Zudem gebe es „nächtliche Treffen zwischen den französischen Soldaten und den Lendu-Kämpfern in Dele, Zumbe und anderen Orten“ sowie „Infiltrationen von Lendu-Kämpfern in Bunia mit Unterstützung französischer Soldaten, um Hema zu massakrieren“.

Eine unabhängige Bestätigung gibt es für keinen dieser Vorwürfe, aber sie markieren eine Verschlechterung des politischen Klimas in Bunia.

Umso dringlicher wird eine rasche Klärung der Zukunft Bunias ab dem 1. September, wenn das Mandat der Eingreiftruppe endet. Der neue UN-Sonderbeauftragte für Kongo, der US-Amerikaner William Swing, erklärte am Sonntag in Kinshasa, die UNO werde bis dahin 3.800 Soldaten aus Bangladesch, Nepal, Indonesien „und vielleicht anderen Ländern“ entsenden. Das Mandat dieser Truppe müsse noch festgelegt werden.

Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ (HRW) warnt unterdessen davor, den Konflikt in Ituri durch die ethnische Brille zu sehen. Es handele sich um einen Stellvertreterkrieg zwischen den Regierungen Kongos, Ruandas und Ugandas, analysiert ein heute veröffentlichter Bericht. Daran änderten die jüngsten Friedensabkommen wenig, da die Regierungen ihre Waffen einfach an lokale Milizen weitergäben.

Wie explosiv die Lage ist, zeigt sich dieser Tage im südlich an Ituri angrenzenden Herrschaftsgebiet der von Kongos Regierung unterstützten bewaffneten Gruppe RCD-ML (Kongolesische Sammlung für Demokratie/Befreiungsbewegung). Nachdem diese im Juni einen Großteil ihres Gebiets an die von Ruanda unterstützte Rebellenbewegung RCD verlor, hat sie sich nun in Kämpfe mit lokalen Mayi-Mayi-Milizen verwickelt, die den Kongo-Friedensprozess ablehnen. Kämpfe um die Kontrolle der 500.000 Einwohner zählenden Stadt Butembo haben seit Freitag mindestens 12 Tote gefordert.

DOMINIC JOHNSON