Shell verteilt Autos

Der Ölriese Shell kauft das Stadtmobil. Der Konzern bietet Preissenkungen und ein größeres Angebot für den Verlust des alternativen Charakters

VON FRIEDERIKE FAUST

Was früher den Touch alternativen Lebensstils innerhalb einer Interessengemeinschaft hatte, gehört jetzt dem Ölmulti Shell: Stadtmobil, die Carsharingfirma, die in 13 Ruhrgebietsorten sowie im sauerländischen Siegen Autos zum Teilen anbot, hat ohne viel Aufhebens den Besitzer gewechselt. Seit Anfang des Jahres fahren die Autos von Stadtmobil unter dem Muschellogo des Ölkonzerns Shell. Der hat mit dem mittelständischen Unternehmen „Stadtmobil Carsharing GmbH“ auch dessen Tochterfirma „Stadtmobil Dortmund“ gekauft. Unter dem neuen Namen „Shelldrive“ ist das Angebot erweitert worden, außerdem will Shelldrive neue Zielgruppen für das Carsharing werben.

Mehrere Autos, von Kleinwagen bis hin zu LKW, stehen den Benutzern in einer Stadt an verschiedenen Standorten zur Verfügung. In Essen stehen die Autos generell in direkter Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Einmal Kunde, zahlt man einen monatlichen Beitrag und die Kosten für den Gebrauch. Versicherungskosten, Benzin und Pflege der Fahrzeuge übernimmt der Anbieter. „Bisher bestanden unsere Mitglieder größtenteils aus Studenten und umweltbewussten Leuten, jetzt sprechen wir zudem auch Geschäftsleute und Firmen an“, erklärt Andreas Allebrot, einer von den drei ehemaligen Inhabern der Stadtmobil GmbH.

Das Pilotprojekt von Shelldrive in Düsseldorf zeigt: „Die Anzahl der Mitglieder ist von 800 auf ganze 2.400 geklettert“, weiß Sebastian Keil von Shelldrive. Allein in Essen gebe es inzwischen 16 Standorte, zudem sei die Auswahl an Autos gewachsen. Diesem Erfolg liegt eine geänderte Preispolitik zugrunde. Der Einstiegspreis ist gesunken und eine Kaution muss nicht mehr hinterlegt werden. „Als großer Konzern ist Shell finanziellen Krisen gewachsen. Als mittelständisches Unternehmen waren wir auf die Kaution als Startkapital angewiesen“, sagt Allebrot.

Die Entlastung für den Geldbeutel erfreut die Nutzer des Angebots, den Veteranen der Car-Sharing-Szene fehlt jedoch etwas Essentielles. „So geht doch der ursprüngliche alternative Charakter verloren. Jetzt fühle ich mich als Mitglied eines großen Ölkonzerns, was ich aber gar nicht sein will,“ sagt Petra Wolfram, seit vielen Jahren Nutzerin des Stadtmobils in Bochum.