Hundertfacher Kinderkubismus

Ob Kiddies oder wacklige Werderfans: Für infantile Bedürfnisse bot auch die diesjährige Breminale diverse Matschflächen und Plüschelemente zur Bedürfnisbefriedigung. Nur die Giraffe weinte

Hunderte von Besuchern verließen die Breminale mit kleinen kubistischen Kunstwerken in den Händen. Wie anders soll man diese merkwürdigen Holzskulpturen nennen: diese Brettchen mit den aufgenagelten Kronkorken, den kleinen Stiftmasten und Papiersegeln? Gebastelt hatten sie die Kinder – obwohl einige Väter auch unbedingt mithämmern wollten–, aber nach Hause getragen wurden sie natürlich von den Eltern.

Die 20 Meter lange Rinne mit fließendem Wasser, in dem die Kleinen ihre selbst gebauten Bötchen schwimmen lassen konnten, war schon im letzten Jahr der Publikumsrenner des Kinder-Bereichs der Breminale. Bremer Künstler werden hier jedes Jahr eingeladen, Projekte zu entwickeln, die dann jeweils von den Kindern selber zusammengebaut werden, sodass diese zugleich toben und basteln können. So wurde diesmal mit Brettern an einem verwinkelten Brückensystem gehämmert, und eine große grüne Spinne musste in ihrem Netz mit aus Blechbüchsen und Drähten gebauten Insekten gefüttert werden.

Auch zu dem großen Sandhaufen mag sich ein Künstler einiges Kluges ausgedacht haben, aber bei dem warmen Wetter und einer ständigen Bewässerung durch die überschwappende Bootsrinne nebenan war die Spiellandschaft bald schlicht eine Matschpampe und somit der ideale Spielplatz für alle Kinder, die sich mal so richtig schön einsauen wollten. Den Turnierbalken, auf dem sich zwei Duellanten mit Schaumstofflanzen aus der Balance zu knüppeln versuchten, besetzten am Sonntag nach der Siegesfeier immer mal wieder recht wackelige Werderfans, aber in dem Gewimmel von glücklich spielenden Kindern fielen sie kaum weiter auf.

Da gingen natürlich auch einige Sprösslinge verloren, und so mussten Jutta Gold und ihr Team immer wieder Tränen trocknen, Mütter beruhigen und kleine Plüschtierchen als Trostpflaster verteilen. Aber bisher ist noch jedes Kind wohlbehalten wieder aufgetaucht. Und so war wohl als Einzige auf dem ganzen Platz die schöne Giraffe aus Pappmaché traurig: Weil die Kinder ihr so gerne den Schwanz abrissen, brachten die Betreuer sie lieber in Sicherheit, sodass sie nur selten in ihrem Hain aus Papppalmen gesichtet wurde.

Wilfried Hippen