unterm strich
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Der Juni ist der heiße Monat der Theaterfestivals in Deutschland. Jetzt könnte man vier Wochen lang aus dem Koffer leben und sich bei Freunden quer durch die Republik einnisten. Theatertechnisch gesehen hätte man dann fast einmal die Welt bereist.

Das Entfernte zu Gast auf den Bühnen: Das beginnt mit dem Festival „In Transit“ im Berliner Haus der Kulturen der Welt (2. bis 13. Juni). Der Kurator Koffi Koko, Choreograf und Voodoo-Priester, hat Tänzer und Performer aus Afrika, China, Brasilien und Japan eingeladen, die mit dem Körper vermitteln wollen, was in der Sprache nicht aufgehoben ist. Einen Tag später starten die Theaterformen in Braunschweig und Hannover (3. bis 19. Juni), ein internationales Festival unter der Leitung von Veronica Kaup-Hasler. Zur Eröffnung zeigt Johan Simons mit dem Ensemble ZT Hollandia „Richard III.“, die Gruppe Rimini-Protokoll entwirft eigens für den Flughafen Braunschweig eine Performance, und die englischen Performer „Forced Entertainment“ feiern ihr zwanzigjähriges Bestehen. Den theoretischen Rahmen bestücken Antonio Negri und Slavoj Žižek mit Vorträgen. Künstler aus Riga, Neapel, Budapest und Beirut schauen, wie tief man der Wirklichkeit mit Theater unter die Haut dringen kann.

Die Biennale Bonn startet (12. bis 20. Juni) mit einem neuen Konzept und dem Schwerpunkt New York. Dort wird den Verbindungslinien von Kunst- und Theaterszene nachgespürt. Weil sich aber in New York die Kunstszene fast der ganzen Welt spiegelt, gleicht der Transfer nach Bonn einer doppelten Spiegelung. Zum Abschluss kann man dann „Neue Stücke aus Europa“ in den Theatern von Wiesbaden und Frankfurt kennen lernen (17. bis 27. Juni), eine einzigartige Börse neuer Stoffe und Autoren.