Das denkt Dutschke

Marek Dutschke (24) aus Boston, Massachusetts, beantwortet drei Fragen zum Rennen um die US-Präsidentschaft.

Was ist zurzeit das Thema des amerikanischen Wahlkampfs?

Nach der Rede von John Kerry steht das Auftreten der Kandidaten im Mittelpunkt. Ein Kandidat darf keinen zu seriösen Eindruck machen, um Wählersympathien zu gewinnen. Das belastet vor allem Kerry. Denn er verkörpert den Typus des elitären Intellektuellen aus dem Nordosten. George W. Bush repräsentiert genau das Gegenteil, obwohl er auch eine Eliteausbildung hatte: ein Säufer und Frauenheld, ein duseliger Texaner, der aber über sich selber Witze machen kann. Diese menschlichen Fehler bringen in großen Teilen der Bevölkerung Sympathien. Vor allem, da Bush sich nun als Geläuterter gibt, der nach seinen Exzessen zu Gott gefunden hat.

Wer hat gerade die Nase vorne? In den Medien wird Kerry immer noch als charmeloser, steifer Roboter dargestellt. Viele Wähler könnten zu dem Eindruck kommen, Bush sei mehr der Kumpeltyp und deshalb doch der bessere Präsident. Es handelt sich ja um eine reine Persönlichkeitswahl. Seit J. F. Kennedy hat kein Kandidat aus dem Nordosten der USA mehr gewonnen. Zuletzt verlor Michael Dukakis aus Massachusetts haushoch gegen George Bush Senior, weil er genau diese uncharmante, ernste Ausstrahlung hatte.

Wer wird der nächste US-Präsident? Wenn Kerry es nicht schafft, sich menschlicher darzustellen, hat Bush gute Karten.