Al-Qaida sät Hass und Furcht

Geiselnahme in saudischer Ölstadt al-Chobar beendet. Al-Qaida bekennt sich zu Massaker an 22 Menschen. Warnungen vor neuen Anschlägen. US-Regierung ruft Amerikaner zur Ausreise auf

RIAD/CHOBAR afp/dpa ■ Das Geiseldrama in einer Ausländerwohnanlage der saudischen Ölstadt al-Chobar mit insgesamt 22 Toten hat international die Furcht vor weiteren Al-Qaida-Angriffen in dem Königreich geschürt. Nach der gewaltsamen Beendigung der Geiselnahme erklärte das britische Außenministerium, Terroristen seien zu weiteren Angriffen in Saudi-Arabien entschlossen. Drei der vier Angreifer gelang trotz eines massiven Aufgebots an Sicherheitskräften die Flucht. Die Fahndung blieb gestern zunächst ergebnislos. Der Anführer der Gruppe war von der Polizei verletzt festgenommen worden.

Neue Attacken seien bereits fast vollständig vorbereitet, teilte das Londoner Außenministerium weiter mit. Die Tageszeitung Times berichtete am Montag, die Geheimdienste befürchteten einen „spektakulären Angriff“ in Saudi-Arabien. Das Blatt listet unter anderem wichtige Öleinrichtungen und die Verbindung nach Bahrain als mögliche Anschlagsziele auf. Neben Großbritannien warnten auch Frankreich und Deutschland vor Reisen nach Saudi-Arabien, die USA forderten ihre Staatsangehörigen zur Ausreise auf.

Die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) zeigte sich „besorgt“ über die Entwicklungen in Saudi-Arabien und mögliche Auswirkungen auf den Ölweltmarkt. Erst am 1. Mai waren bei einem Angriff in Janbu am Roten Meer mehrere westliche Ölarbeiter getötet worden. Vor gut einer Woche wurde in Riad ein Deutscher erschossen.

Unter den 22 Toten in al-Chobar waren ein US-Bürger, ein Brite, ein Italiener, ein Schwede, acht Inder, drei Saudis, drei Filipinos und drei Sri-Lanker. Ein britischer Ölarbeiter soll hinter einem Auto hergeschleift worden sein, seine Leiche wurde mehr als einen Kilometer entfernt gefunden. Die Geiselnehmer hätten neun Ausländern die Kehle durchgeschnitten, berichteten zwei überlebende Jordanier. Die Terroristen hätten nach der Religionszugehörigkeit gefragt und gezielt Nichtmuslime ausgesucht, um sie zu töten, berichten Überlebende.

Zu den Angriffen bekannte sich das Al-Qaida-Netzwerk, das weitere Anschläge auf Ausländer ankündigte. In einer im Internet veröffentlichten Botschaft von al-Qaida wurde damit gedroht, die Arabische Halbinsel von „Ungläubigen zu säubern“ und Christen aus dem „Land der Muslime“ zu werfen. Ziel seien US-Ölunternehmen, „die muslimische Ressourcen plündern“.

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