unterm strich
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Was Herr Sommer, Streikexperte von der IG Metall, wohl denkt, wenn er das erfährt: Das Theaterfestival von Avignon kann nicht planmäßig starten. Die Bühnenkünstler und -techniker mit Zeitverträgen stimmten dafür, die gestrige Eröffnung platzen zu lassen. Festival-Direktor Bernard Faivre d’Arcier erklärte daraufhin, die Besucher müssten auf die ersten Vorstellungen verzichten und könnten sich die Tickets zurückerstatten lassen. Das Festival mit seinen mehr als 500 Aufführungen soll bis zum 28. Juli dauern. Nicht nur in Avignon, sondern in zahlreichen französischen Festivalstädten hielt die Kraftprobe um den Status der Bühnenkünstler auch nach einem Einlenken von Kulturminister Jean-Jacques Aillagon an. Die rund 100.000 befristet angestellten Bühnenkünstler wollen verhindern, dass die Bedingungen ihrer Arbeitslosenversicherung verschlechtert werden. Bislang erhielten sie nach 507 Arbeitsstunden bei Auslaufen ihres Vertrags für eine Dauer von zwölf Monaten Arbeitslosengeld. Die Arbeitgeber wollen die Zahlung auf zehn Monate beschränken. Aillagon hatte am Montag vorgeschlagen, im kommenden Jahr eine Zwischenstufe mit elf Monaten Zahlung des Arbeitslosengeldes einzulegen und die Dauer im Jahr 2005 auf zehn Monate zu verringern.

Und was würde Kanon-Experte Marcel Reich-Ranicki wohl von Folgendem halten: Einen „Filmkanon“ für die Schulen soll jetzt eine Kommission erarbeiten, der unter anderem die Regisseure Tom Tykwer und Volker Schlöndorff sowie Kritiker und Filmhistoriker angehören. „Lola rennt“ und „Blechtrommel“ haben also schon mal gute Karten. Die Regisseure werden auf Initiative der Bundeszentrale für politische Bildung und der Filmförderungsanstalt 25 repräsentative Filmtitel aus der internationalen Filmgeschichte auswählen, die für den Einsatz im Unterricht geeignet sind. Die Aktion steht unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsministerin Christina Weiss. Ziel ist es nach Angaben der Bundeszentrale, „den Kinofilm als wesentliches Element unserer Kultur im Schulunterricht zu verankern“. Die von der Kommission vorgeschlagenen Filme sollen am 16. Juli in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Dem Gremium gehören unter anderem auch die Regisseure Dominik Graf, Christian Petzold und Andres Veiel an sowie Erika Gregor von den Freunden der Deutschen Kinemathek, der Direktor des Filmmuseums Berlin, Hans Helmut Prinzler, der Filmkritiker Peter W. Jansen, Rainer Rother vom Deutschen Historischen Museum in Berlin und Alfred Holighaus, Leiter der „Perspektive Deutsches Kino“ bei der Berlinale.