CarShare wird Holder-Value

Mit dem Einstieg von Shell in den nordrhein-westfälischen Car-Sharing-Markt kommt Bewegung in die ehemalige Öko-Szene. Umweltaktivisten werden zur Minderheit, denn es geht um Geld

Das Ruhrgebiet ist für Car-Sharing kein einfaches Pflaster, da muss sich Shell erstmal beweisen

VON ELMAR KOK

Der Einstieg von Shell in den Car-Sharing-Markt in Nordrhein-Westfalen ruft bei den etablierten Firmen mehr Erstaunen als Furcht vor der Tochter des Öl-Multis hervor. Robert Ammann, Geschäftsführer der Münsteraner Car-Sharing-Firma Stadtteilauto CarSharing Münster GmbH, sagt: „Uns interessiert erstmal, welche Mittel und welchen Plan Shell überhaupt hat.“

Shell hat sich mit der Übernahme der Car-Sharing-Firma Stadtmobil GmbH in 14 NRW-Städten als große Car-Sharing-Firma etabliert. Rainer Winzenriet, Sprecher der Shell Deutschland sagt, die Einkaufstour in NRW sei damit erstmal beendet. „Shelldrive“ werde sich zunächst bewähren müssen und das Geschäft mit dem kommerziellen Auto-Tausch laufe gut, sagt er. Dass eingefleischte Öko-Aktivisten zukünftig auf die Autos mit der Muschel verzichten, kann Winzenriet verschmerzen: „Mit stark Öko-orientierten Leuten kann man kein Car-Sharing machen!“ Shell gehe es bei dem Angebot vielmehr darum, die Marke Shell auf andere Geschäftsfelder auszudehnen. Zudem bewiese die steigende Kundenzahl bei Shelldrive, dass das Car-Sharing gut ankomme.

Grundlage für das Engagement könnte die Auswertung einer Mobilitäts-Studie sein, die Shell durchgeführt hat. Hier lasse sich in den Ballungsräumen ein Trend feststellen, sagt Winzenriet: Die Anzahl der Autos nehme in den Ballungsräumen nicht mehr zu, während das deutschlandweit noch der Fall sei. Viele junge Stadtmenschen machten keinen Führerschein mehr, sagt der Shell-Sprecher. Die Zahl derjenigen, die die Fahrprüfung ablegten, sich aber danach kein Auto zulegten, nehme zu. „Wir haben uns überlegt, wie wir uns auch diesen Leuten annähern können“, sagt Winzenriet.

Amman sieht im Geschäft mit dem Auto-Tausch vor allem eine Dienstleistung, die sich am Kunden zu orientieren habe. „Unser Produkt wird nicht schlechter dadurch, dass wir mittlerweile auch Cabrios anbieten“, sagt er. Daher bedienten die Münsteraner mittlerweile alles, was vom Kunden gewünscht werde, darunter auch Sonderfahrzeuge. „Uns wurde von Aktivisten schon immer vorgeworfen, dass wir mit unseren Angeboten die Leute anfixten“, sagt Ammann. Um die 20 Autos, die vorwiegend von den Münsteraner Stadtwerken genutzt würden, zu betreiben, sei die Gesellschaft schon dazu übergegangen die Gefährte zu leasen. „Wir dürfen auch mehr als eine schwarze Null schreiben, es ist richtig, dass die Betriebe auch mal Gewinn machen.“

Der Markt des Autotauschs ist noch längst nicht ausgeschöpft, erläutert Andreas Schwan, Sprecher der Bielefelder CityMobil Carsharing GmbH. In der ostwestfälischen Metropole nutzen mittlerweile auch die Bodelschwinghschen Anstalten deren Auto-Angebot. Das Engagement von Shell im Markt sieht Schwan durchaus posititv. „Mit dem Geld und dem Werbeaufwand von Shell wird das Car-Sharing insgesamt nach vorn getrieben“, sagt er. Für die meisten neuen Kunden, die jetzt für das Car-Sharing gewonnen würden, sei der ökologische Gedanke zweitrangig, sagt Schwan. Die Tendenz gehe dahin, dass vorrangig der Preis zähle. Dass der Konkurrent Shell mit seinem Tankstellennetz den Preis drücken könne, diese Gefahr sieht Schwan nicht. „Die haben Standartpreise, wir passen uns dem Kundenverhalten an und haben flexible Tarife.“

Dass die Tankstellen im Car-sharing-Markt für Shell kein Vorteil seien, betont auch Winzenriet. „Wir kaufen Sprit zu marktüblichen Preisen ein“, sagt er. Daher befürchtet auch Amman keine besondere Konkurrenzsituation. „Das Ruhrgebiet ist ein besonderer Markt, kein einfaches Pflaster“, da müsse sich Shell erst einmal beweisen.