Wen der Papst nicht scheidet

Evangelischer Familienvater wird zum katholischen Priester geweiht und darf verheiratet bleiben. Kritiker sprechen von zynischem Lehrstück über die Zölibatspflicht

hamburg taz ■ Als die Glocken der katholischen Mariendomkirche in Hamburg am vorigen Sonnabend zur Priesterweihe von Peter Moskopf läuteten, waren auch seine Frau und seine drei Kinder dabei. Denn Moskopf war evangelischer Pastor, bis er und seine Familie vor vier Jahren konvertierten. Der frisch geweihte Priester wird im Juli sein neues Amt in der katholischen St.-Joseph-Gemeinde in Lübeck antreten. Durch eine Ausnahmeerlaubnis des Papstes wird Mosbach gewährt, was katholischen Priestern versagt ist: die Entbindung vom Zölibat.

Nach kirchlichem Recht stellt eine bestehende Ehe ein Hindernis zur Priesterweihe da. Ein Dispens – eine Ausnahmeregelung im Einzelfall – gewährt der Heilige Vater in Rom nur beim Ausscheiden des Priesters aus dem Dienst. Zudem werden evangelische Geistliche wie Mosbach, die zur katholischen Kirche konvertieren, zur Scheidung nicht gezwungen.

Die Alternativ-Katholiken von der KirchenVolksBewegung „Wir sind Kirche“ begrüßen grundsätzlich zwar die Ausnahme von der Zölibatsverpflichtung, diese habe jedoch einen üblen Beigeschmack: Angesichts der Tatsache, dass immer wieder Priester wegen ihrer partnerschaftlichen Beziehungen aus dem Amt entfernt werden, sei Mosbachs Priesterweihe „ein zynisches Lehrstück über die Zölibatspflicht“. In den vergangenen zwei Jahren entließ das Hamburger Erzbistum, zu dem auch Schleswig-Holstein und der Westen von Mecklenburg-Vorpommern gehören, dann auch drei Priester wegen Verstoßes gegen die Zölibatspflicht.

Die freie Wahl zwischen zölibatärer und nicht-zölibatärer Lebensform von Priestern gehört seit Jahren zu den zentralen Forderungen der KirchenVolksBewegung. „In den Priesterseminaren springen 50 Prozent der Kanditaten wegen des Zölibats vor der Priesterweihe ab“, so Andreas Biermann von der KirchenVolksBewegung.

Er fordert, dass vor dem Hintergrund des Priestermangels dringender Handlungsbedarf hinsichtlich der Abschaffung des Zwangszölibats bestehe. „Doch die katholische Kirchenleitung beharrt auf ihrer alten Struktur und will noch nicht einmal über das Thema sprechen“, so Biermann. KATHLEEN FIETZ