Das Hanf ist endlich frei

Kiffer aufgepasst: Weil die Erde einer privaten Hanfplantage aus Versehen in öffentlichen Beeten recycelt wurde, blüht im Norden der Stadt bald astreiner Stoff. Bis er erntereif ist, dauert es aber noch etwas. Eine wahre Geschichte

von VERONIKA NICKEL

Cannabis-Anhänger sollten die nächsten Wochen im Stadtgebiet die Augen offen halten, genauer: in einem nördlichen Bezirk. Mehr sei hier nicht verraten, um umpflüglerischen Tendenzen der Polizei vorzubeugen. Auf öffentlichem Grund und Boden wächst nach taz-Informationen derzeit eine kleine Hanfplantage heran – gut gedüngt mit Senatsfördergeldern und zur Freude jointrauchender Anwohner.

Zu verdanken haben sie diese unverhoffte Segnung einem naturverbundenen Hausmeister und der harten Vorarbeit eines der Mieter. Von vorne: Ebendieser hatte im vierten Stock aus seiner Wohnung mit viel Liebe ein groß angelegtes Gewächshaus für Cannabispflanzen gemacht – technische Finessen in Gestalt doppelter Türen für die richtige Beleuchtung, einer Wärme- und Bewässerungsanlage fehlten nicht, modernstes Gerät sorgte also für optimalen Wuchs.

Doch vor vier Monaten war damit Schluss. Irgendwer verpfiff den Heimbotaniker. Jedenfalls stürmten Drogenfahnder die Wohnung und nahmen den Übeltäter mit. Für den Hausmeister bedeutete das neben aufregenden Morgenstunden ein ziemlich langweiliges Aufräumen hinterher. Und keine leichte Aufgabe: Denn die Beamten hatten zwar die Pflanzungen – samt mühevoll installierter Setzlingsstation – beschlagnahmt. Für das Wurzelwerk und die Erde hatten sie aber wohl nicht genügend Tüten dabei. Sie ließen die abgeernteten Felder einfach liegen.

Doch wie entsorgt man derartiges Material ökologisch korrekt? Einfach in den Normalmüll werfen und die graue Tonne mit bestem Humus zuschütten?

Dem Hausmeister kam eine Initiative zur Hilfe, die für derartige Probleme wie geschaffen scheint – und mit der man gleichzeitig noch etwas für die Verschönerung des Kiezes beitragen kann. In der Initiative kümmert man sich nämlich im Rahmen des Quartiersmanagements um die Begrünung des Kiezes – und insbesondere um die Baumscheiben. Das sind nicht betonierte, dafür meist zugeschissene Rechtecke um den Stamm. Für diese braucht man jede Menge Kompost.

Rührige Mitarbeiter sackten die Resterde ein und kippten sie in den Straßenraum, das ist knapp sechs Wochen her. „Jetzt kommt er gut“, berichtet ein erfreuter Anwohner. In zwei Beeten sichtete er 30 Zentimeter hohe Triebe, fast 40 an der Zahl. In einem weiteren „steht ein einsames Pflänzchen neben dem Rittersporn“. Glückliches Berlin.

Der zuständige Leiter der Initiative glaubt der Geschichte übrigens kein Wort. Zwar sei Hausbesitzerkompost verwendet worden, aber der wäre schon fast vollständig kompostiert gewesen. „Außerdem kann man doch Sand von Sand unterscheiden.“