Revolte im Ostkongo weitet sich aus

Rebellierende Soldaten in Bukavu erhalten Unterstützung. Flughäfen der Region für Regierung und UNO gesperrt

BERLIN taz ■ Im Osten der Demokratischen Republik Kongo weitet sich die bewaffnete Revolte um die Stadt Bukavu aus, die mehrere dutzend Opfer gefordert und mehrere tausend Menschen in die Flucht nach Ruanda getrieben hat. Die rebellierenden Soldaten der Banyamulenge-Tutsi, die sich seit Mittwoch um die Hauptstadt der Provinz Süd-Kivu im Aufstand gegen die von Kongos Allparteienregierung ernannten neuen Militärkommandanten und deren als Regierungsarmee firmierende Truppen befinden, erhalten offenbar Unterstützung aus Goma, der anderen großen Stadt des Ostkongo und Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu. Wie die taz erfuhr, befinden sich reguläre Soldaten aus Goma unter den Rebellen, die den Flughafen von Bukavu belagern. Die Kämpfe um den Flughafen sowie am Rande der Stadt dauerten gestern an. Eine am Montag vereinbarte Feuerpause hielt nicht. Bukavus Militärkommandant Mbuza Mabe sagte, der Rückzug der Rebellen sei eine Bedingung für das Einhalten der Feuerpause.

Die Anwesenheit regulärer Soldaten aus Nord-Kivu auf Seiten der rebellierenden Soldaten in Süd-Kivu bedeutet zwar noch keine offizielle Unterstützung der Provinzregierung Nord-Kivus für die Banyamulenge-Rebellen. Doch da Goma und die Provinz Nord-Kivu weiterhin von Angehörigen der ruandischstämmigen Minderheit des Ostkongo regiert werden, Bukavu und die Provinz Süd-Kivu aber seit kurzem von deren Gegnern, gibt es einen objektiven Interessengegensatz zwischen den beiden Provinzregierungen und ihren Armeen. Die UN-Mission im Kongo, die Bukavus Regierungstruppen gegen die Banyamulenge unterstützt, muss sich nun entscheiden, ob sie auch gegen Regierungstruppen aus Goma kämpfen würde.

Kurzfristig sind die Flughäfen von Bukavu und Goma wegen des Konflikts für Kongos Zentralregierung und die UN-Mission gesperrt. Der von Bukavu ist wegen der Kämpfe derzeit nicht anzufliegen. In Goma sperrte das Militär am Montag die Piste, als dort eine Regierungsdelegation unter Leitung des Vizepräsidenten Azarias Ruberwa eintreffen wollte. Sie durfte schließlich landen, die Delegation musste sich aber im UN-Gebäude am Flughafen verschanzen, statt nach Bukavu weiterreisen zu können. Gestern wartete sie noch immer auf die Möglichkeit zum Weiterflug. DOMINIC JOHNSON