WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Der amerikanische Dichter und Arzt William Carlos Williams war neben T. S. Eliot und Ezra Pound der dritte im Bunde der Erneuerer der amerikanischen Dichtung. Sein Hauptwerk ist der in fünf Bänden veröffentlichte Gedichtzyklus über die amerikanische Stadt Patterson in New Jersey. Der vierte Band beginnt mit dem Langgedicht „Der Lauf zum Meer. Ein Idyll“, über die Beziehung einer älteren Dame zu einer jungen Krankenschwester und ihrem Geliebten. Das Regieduo Thorsten Lensing und Jan Hein hat daraus nun einen Theaterabend gemacht, der ab Sonntag im Rahmen der Spielzeit Europa im Haus der Berliner Festspiele läuft. Ab heute ist dort gleichfalls im Rahmen der Spielzeit außerdem der große Choreograf William Forsythe mit seiner berühmten Abschiedsinszenierung als Frankfurter Ballettdirektor „Decreation“ von 2003 zu Gast. Die Akademie der Künste im Hanseatenweg widmet seit dem vergangenen Wochenende einer anderen bedeutenden Choreografin, Reinhild Hoffmann, eine große Ausstellung. „Objekte Körper in Bewegung“ ist eine choreografische Installation aus realen Bühnenbildern und Objekten vergangener Tanzabende, die mit Vorstellungsmitschnitten der letzten Jahrzehnte konfrontiert werden. Und während Reinhild Hoffmann für den Aufbruch des deutschen Tanztheaters aus den Formen des klassischen Balletts in den Siebzigerjahren steht, steht der junge Breakdancer Kadir Memis für die Öffnung aktueller popkultureller Tanz-Formen für das Tanztheater. Seine ersten Soli choreografierte Memis für Constanza Macras. Im Ballhaus Naunynstraße beendet nun seine erste abendfüllende Choreografie „Zey’Break“ das Theaterfestival „Dogland“. Darin verschmelzen der Hiphop und der türkische Volkstanz Zeybek miteinander zu einer Auseinandersetzung mit multikultureller Identität, Folklore, Pop und Moderne.

„Der Lauf zum Meer“: Haus der Berliner Festspiele, 25.–27. 1.

„Decreation“: Haus der Berliner Festspiele, 20.–22. 1.

„Objekte Körper in Bewegung“: AdK, bis 8. 2.

„Zey’Break“: Ballhaus Naunynstraße, 24.–29. 1.