Rot-Grün will letzte Ölung

Bundesumweltminister Jürgen Trittin will die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern verringern und den Ausbau erneuerbarer Energien fördern. Ein neuer Rekord-Ölpreis gibt ihm Rückenwind

BERLIN dpa/taz ■ Nach dem Terroranschlag in Saudi-Arabien sind die Ölpreise gestern massiv in die Höhe geschossen. In New York trieb die Furcht vor neuen Attacken auf das weltgrößte Ölförderland den US-Rohölpreis auf mehr als 41 Dollar je Barrel und damit fast auf den Rekordstand von Mitte Mai. Für Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) ist die aktuelle Entwicklung ein weiterer Beleg für die Notwendigkeit, bei der Stromerzeugung stärker als bisher auf den Einsatz von erneuerbaren Energien zu setzen.

„Das ist ein Weg, die Abhängigkeit deutlich zu verringern“, sagte Trittin gestern zu Beginn der Konferenz „Renewables 2004“ in Bonn. Ob dies aber auch eine verstärkte Förderung über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hinaus bedeutet, ließ Trittin offen. Das in der Neufassung formulierte Ziel, bis 2020 ein Fünftel des deutschen Energiebedarfs erneuerbar zu decken, sei bereits sehr ambitioniert.

Auf dem Kongress diskutieren auf Einladung von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) rund 3.000 Regierungsvertreter und Umweltexperten aus 150 Ländern bis zum Freitag über die Förderung erneuerbarer Energien weltweit. Neben Wind-, Wasser- und Solarenergie soll dabei auch die Biomasse eine wichtige Rolle spielen, sagte Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast (Grüne) im Gespräch mit der taz.

„Landwirte sollen künftig auch Energie- und Rohstoffwirte werden“, sagte Künast. So könnten die deutschen Bauern auch dem steigenden Konkurrenzkampf durch die weltweite Liberalisierung auf dem Agrarmarkt begegnen.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) betonte auf der Konferenz die Bedeutung der erneuerbaren Energien für die Bekämpfung von Armut und Gewalt. Es habe blutige Kämpfe um Öl gegeben, aber es werde niemals Kriege um die Sonne geben, betonte die Ministerin.

Auch Trittin rief dazu auf, „Nägel mit Köpfen zu machen“. Die Staatengemeinschaft stehe vor der Aufgabe, das UN-Millenniumsziel umzusetzen, den Anteil der absolut Armen bis 2015 zu halbieren. Es gehe nicht um allgemeine Erklärungen, sondern um einen beschleunigten globalen Ausbau der Energien aus Sonne, Wind, Wasser, Biomasse und Erdwärme. STEP

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