Hollywood soll zum Schulstoff werden

Um Kindern und Jugendlichen ein besseres Medienbewusstsein zu vermitteln, haben Kinofilme längst Einzug in den Schulkanon gefunden. In NRW kümmert sich die Initiative „Lernort Kino“ um Lichtspiel und Unterricht

Düsseldorf taz ■ Jim Carrey im Abitur oder Politikunterricht mit Michael Moore – der Film hält Einzug in die deutschen Klassenzimmer. Klassikerverfilmungen, Geschichtsdramen aber auch Animationsfilme sollen zukünftig in den Lehrplan mit eingezogen werden, um das Medienbewusstsein der Schüler zu stärken.

Mit diesem Ziel wurden bundesweit die Filmschulwochen ins Leben gerufen, begrüßt vom Kulturstaatsminister. Seit 2002 gibt es die Wochen auch in NRW. Im letzten Jahr zählte man rund 60.000 Teilnehmer. Insgesamt haben sich zehn verschiedene Verbände zu der Initiative „Lernort Kino“ zusammen geschlossen, unter anderem die Filmstiftung NRW, das Institut für Kino- und Filmkultur und die Bundeszentrale für politische Bildung.

„Für eine Woche werden die Kinos zu Klassenzimmern. Wir möchten, dass das Medium Film Bestandteil des Unterrichts wird“, erklärt Michael Kleinschmidt, Projektmanager des NRW-Institutes für Kino- und Filmkultur: „Wir zeigen sowohl kleine wie auch große berühmte Filme. Kinder sehen so, was sie sonst nicht sehen würden.“ Auf dem Programm für die Oberstufe stehen unter anderem „City of God“, „Bowling for Columbine“, aber auch die Fontane-Verfilmung „Effi Briest“. Die Filme lassen sich in vier Kategorien aufteilen: Literaturverfilmungen, fremdsprachige Filme, deutsche Klassiker und themenbezogene Filme. So müssen sich die Schüler der neunten Klasse beispielsweise mit dem Nationalsozialismus (“Der Pianist“) und der Medienproblematik (“Truman Show“) auseinander setzen.

„Es werden nur Filme gezeigt zu denen es auch pädagogisches Begleitmaterial gibt“, sagt Kleinschmidt: „Auch für die Lehrer werden im Vorfeld medienpädagogische Fortbildungen angeboten.“ So kann später im Unterricht eine genau Problemanalyse erarbeitet werden. Schüler lernen, das Muster eines Films zu durchschauen und erkennen mit welchen Methoden ihr Empfinden beeinflusst wird.

Teilnehmen können alle Schulen. Für jede Altersklasse wird ein spezielles Programm erarbeitet, dass in allen teilnehmenden Filmtheatern gezeigt wird. Auch hier wird die Vielfalt sichtbar. Vom kleinen Programmkino bis hin zum Multiplex beteiligen sich viele Veranstalter, obwohl für sie selbst nur wenig Gewinn herausspringt. Pro Film muss jeder Schüler nur 2,50 Euro bezahlen. Letztes Jahr unterstützten in ganz NRW rund 144 Kino die Filmschulwochen.

Doch trotz der positiven Resonanz von Schülern und Lehrern findet die Filmschulwoche NRW erst 2005 wieder statt. Dieses Jahr gab es wohl ein kleines Organisationsproblem. „Es ist sehr schwer, alle unterstützenden Verbände an einen Tisch zubekommen“, so Kleinschmidt. FRIEDERIKE FAUST