Der Preis bestimmt die Nachfrage

Der Flughafen Köln/Bonn brummt, die Zahlen sprechen für die Billigairlines: 4.420 Jobs hängen an dem Low-Cost-Angebot. Für die IHK ist das Billigfliegerparadies attraktiv für investitionswillige Unternehmen, für den DGB ein „Beschäftigungsmotor“

Von Andrea Martens

Oft, direkt und günstig. Nach diesem Prinzip starten und landen seit Herbst 2002 die sogenannten Low Cost-Carrier, die Billig-Airlines, am Flughafen Köln/Bonn. Auf die regionale Wirtschaft hat das Angebot positive Effekte. Das besagt eine Studie des Instituts für Verkehrswissenschaft der Universität Köln.

Tatsächlich sprechen die Zahlen für die Billigflieger. Allein am Flughafen und bei seinen Zulieferfirmen hängen mittlerweile 4.420 Jobs an dem Low Cost-Angebot. In der gesamten Region Köln/Rhein-Sieg sind es weitere 10.000. Zusammen genommen erbrachten diese Arbeitsplätze im Jahr 2003 eine Wertschöpfung von 772 Millionen Euro, Arbeiter und Angestellte erzielten ein Gesamteinkommen von 400 Millionen Euro. Allerdings haben die Billigflieger nicht alle Jobs neu entstehen lassen, den Großteil haben sie „nur“ gesichert.

Auch ein anderer Effekt lässt sich nicht übersehen. „Die vermehrten Flüge vom und zum Airport Köln/Bonn gehen natürlich zu Lasten des Flughafens Düsseldorf“, sagt Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Köln. Und ziehen dort Arbeitsplätze ab. Für die Unternehmen in der Region Köln/Bonn bringe das Low Cost-Angebot jedoch klare Pluspunkte, so Ferger. Schließlich sparen die Firmen nicht nur bei den Ticketpreisen. „Durch die direkten Verbindungen von Köln/Bonn aus fallen auch Übernachtungen und lange Anfahrtswege weg“, erklärt er. Reisekosten und Arbeitszeiten verringern sich. Insgesamt haben die 360 in der Studie befragten Unternehmen der Region Köln/Rhein-Sieg im Jahr 2003 über 145 Millionen Euro gespart.

Und dann ist da noch der Standortvorteil. Günstige Direktverbindungen wie etwa Köln-Mailand erlauben in der Region ansässigen Firmen eine intensivere Betreuung ihrer Auslandskunden vor Ort. Auch die Akquise neuer Geschäftspartner wird leichter, Absatz- und Beschaffungsmöglichkeiten erweitern sich. So entstehen Wachstum und Jobs. „Das Low Cost-Angebot macht Köln und die Region außerdem für neue Unternehmen attraktiv“, sagt Ferger. Das könnte Einfluss auf Investitionsentscheidungen haben.

Ein hundertprozentiger Höhenflug ist das Billigjetten aber trotzdem nicht. Zwar spülen ankommende Touristen und Geschäftsreisende zusätzliche Einnahmen von 21,7 Millionen Euro in die Kassen und erhöhen damit die Kaufkraft in der Region. Andererseits geben die Passagiere, die in Köln/Bonn abheben, am Zielort 33,3 Millionen Euro aus. Um die Differenz von 11,6 Millionen Euro auszugleichen, will Flughafenchef Michael Garvens mit den Fliegern von EasyJet und Air Polonia mehr Gäste nach Köln/Bonn holen. Dafür soll die KölnTouristik die Region im Ausland stärker vermarkten.

„Der Flughafen und das Low Cost-Angebot sind echte Beschäftigungsmotoren“, sagt Wolfgang Uellenberg-von Dawen, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes Region Köln. Im Oktober diesen Jahres landen allerdings erst einmal 180 Mitarbeiter des Bodenpersonals in einer Tochtergesellschaft der Flughafen GmbH; die ist laut Flughafenchef Garvens trotz Billigangebot unter Kostendruck geraten. Bei Bedarf leiht die Tochtergesellschaft Arbeitskräfte an den Flughafen aus. Zwar rechnet Garvens damit, dass in absehbarer Zeit etwa 1.000 weitere Arbeitsplätze geschaffen werden. Soweit es sich um Bodenpersonal handelt, werden diese Stellen jedoch von der Tochtergesellschaft bestückt.

Kölns DGB-Chef ist dennoch optimistisch: „Schließlich sind rund um das Low Cost-Angebot Arbeitskräfte mit ganz unterschiedlichen Qualifikationen nötig“, so Wolfgang Uellenberg-van Dawen. Und ein letztes Plus: Die Schiene ist keine große Konkurrenz für die Billigflieger. Denn die Deutsche Bahn fährt zwar oft – doch meistens nicht direkt und auch nicht günstig.