NDR leistet Aufbauhilfe West

Die Bigband-Herren des Norddeutschen Rundfunks (NDR)– gähn – haben zum – ach – 30-jährigen Jubiläum ihres ersten Jazzkonzerts in der Hamburger Fabrik ein Programm mit der Musik des bärtigen Heldens der Gegenkultur erarbeitet: „frank zappa’s hot licks (and funny smells)“. Och nö.

Och doch! Und Achtung: Da wird die improvisierte Musik nicht als Klangtapete für Frühvergreisten-Lounges missbraucht. Denn: behutsame Verjüngung formte aus dem einstigen Rundfunk-Tanzorchester eine erstklassige Jazz-Band. Kein Wunder also, dass jetzt der Ruf sogar aus dem Hoheitsgebiet des WDR erscholl: Das 33. Internationale New Jazz Festival Moers hatte erstmals die Norddeutschen zur Pfingstsause geladen.

Anspruchsvolle Jazz-Orchester mit 17, 18 Mann Sollstärke sind auf öffentlich-rechtliche Finanzierung angewiesen. Neben dem NDR leisten sich nur noch WDR, HR und SWR eine solche Band. Die norddeutsche sei aber die „mit Abstand beste“, wie der künstlerische Leiter des Moers Festivals, Burkhard Hennen, verkündete.

Eine musikalisch nachvollziehbare Einschätzung – und eine Spitze gegen den WDR, hat der Kölner Sender doch aufgehört, das Festival zu finanzieren und mitzuschneiden. Das programmatische Zappen zwischen Grenzverletzungen der Bereiche Jazz, Folk, Klassik und Rock wollte man den Hörern nicht länger zumuten. Trotzdem ging das Festival weiter. So traf dieses Jahr portugiesischer Fado unter Anleitung Fernando Laeirinhas auf Samba, Blues und und Jazz-Chorusse, schlawinerte Helge Schneider durch einen Gemischtwarenladen der Instrumente. Und, und, und.

Ein ideales Ambiente für Stil-Grenzgänger Zappa und den umtriebigen Gast-Arrangeur der NDR Bigband: Colin Towns. Der war zehn Alben lang Keyboarder und Song-Co-Autor des Deep Purple-Sängers Ian Gillan, spielte dann in Londoner Dance- und Jazz- Bands, entwickelte sich nebenher zu einem führenden Filmmusik-Komponisten Großbritanniens. Towns also hat die musikalische Allesverwertung Frank Zappas Note für Note niedergeschrieben. Und daraus kein Medley, sondern eine eigenwillige Jazz-Sinfonie komponiert: mäandernde Melodieführung, mit einem komplexen System von metrischen Fallgruben unterlegt: Verve und Präzision, Dynamik und Anarchie gleichermaßen.

Das Veranstaltungszelt im Moerser Schlosspark, das am Pfingstmontag-Mittag meist nur von wenigen und gähnenden Fans besucht wird, war in diesem Jahr zum Auftakt des vierten Festivaltags mit der NDR Bigband, 3.500 Jazz-Freunden und Ovationen randvoll gefüllt. Jazz ist nicht tot, er riecht nur etwas komisch – nach Schweiß. Fis