Ein Job steht zur Verfügung

Viertelbürgermeister, Moderator, Kummerkasten, Verwaltungschef: Zehn Jahre lang war Robert Bücking Leiter des Ortsamtes Mitte/Östliche Vorstadt. Jetzt ist die Stelle neu ausgeschrieben. Bücking wird sich erneut bewerben – und es sieht ganz gut aus

Bremen taz ■ Robert Bückings Job steht zur Disposition. Ein Ortsamtsleiter, und das ist Bücking in den Stadtteilen Mitte und Östliche Vorstadt, amtiert für zehn Jahre – dann wird seine Stelle neu ausgeschrieben. Formal entscheidet der Senat, praktisch aber wählt das Stadtteilparlament, der Beirat, seinen Favoriten – der wird dann ernannt. Robert Bücking tritt wieder an. Die Frage ist: wer noch? Davon hängt ab, ob Bücking wiedergewählt wird. Die Bewerbungsfrist endet Mitte Juni.

Der Job scheint komfortabel, ist gut dotiert und für zehn Jahre sicher. Doch Leiter eines Ortsamtes zu sein, bedeutet viel mehr, als die örtliche Verwaltung anzuführen. Der Beirat ist zu moderieren, unterschiedliche Interessen sind nicht nur auszugleichen, sondern auf einen Nenner zu bringen – und den dann durchzusetzen. Der Beirat ist rechtlos. Er darf überall mitreden, aber wenig entscheiden.

„Wo keine Macht ist, kann aber doch Einfluss sein“, sagt Robert Bücking diplomatisch. Und den Einfluss, findet der 52-Jährige, den habe er geltend gemacht. Mit dem Sportgarten in der Pauliner Marsch etwa sei ein „tolles Ergebnis“ entstanden aus Überlegungen, dass die „übliche Kinder- und Jugendarbeit langsam an ihre Grenzen gestoßen ist.“ Bücking erzählt weiter von einer Planungsinitiative für das TÜV-Gelände und natürlich vom Stadionbad, über dessen künftiges Aussehen gerade ein professionell moderierter Workshop diskutiert hat.

Robert Bücking begreift sich auch als Ideengeber, gerade was Stadtentwicklung angeht. Vor der Bürgerschaftswahl 2003 war der parteilose Ortsamtsleiter, der den Grünen nahesteht, kurze Zeit im Gespräch als grüner Bau- und Umweltsenator im Fall eines rot-grünen Bündnisses.

Wenn Bücking von seiner Arbeit erzählt, betont er den „Charakter der Gesamtveranstaltung“ und sagt meist „wir“, selten „ich“. Dass er genau das in seinem täglichen Umgang mit dem Beirat zu wenig tue, ist die Hauptkritik an Bücking. „Er sollte weniger Viertelbürgermeister und mehr für die Beiräte da sein“, sagt Ulrike Hiller, die für die SPD-Fraktion im Beirat Mitte sitzt. Hiller galt als scharfe Kritikerin und vor allem als potenzielle Konkurrentin um den Job in der alten Villa am Dobben. Als letztere fällt sie vielleicht aus. Sie hat sich als Ortsamtsleiterin für Horn-Lehe beworben, dessen bisheriger Verwaltungschef Ulrich Mix nun Leiter des Sportamtes wird.

„Sehr schlau, sehr fleißig, sehr engagiert“ sei Robert Bücking, sagt Hiller. Aber für die Beiräte könne er mehr tun, findet sie. Wie für sie überhaupt das große Thema der kommenden Jahre die Bürgerbeteiligung und die Motivation dazu ist. Ehrenamtliches Engagement müsse man stärken und nach vorne bringen.

Charmanter drücken es die Grünen von Mitte aus, die sich offen und noch vor Sichtung anderer Bewerberunterlagen zu Bücking bekennen. Grüne und SPD stellen die stärksten Fraktionen im Stadtteilparlament, in der Östlichen Vorstadt dominieren die Grünen – auf ihre Stimmen wird es ankommen. „Er macht seine Arbeit so gut, dass er vieles alleine macht“, sagt die Grüne und Beiratssprecherin Monika Heuß. Ihre Parteikollegin nebenan mag sich nicht outen. Eine Festlegung vor Ende der Ausschreibung wäre für sie eine „Farce“, so die Grüne Ute Treptow, Sprecherin für Östliche Vorstadt. Und: „Ich persönlich würde es total begrüßen, wenn‘s eine Frau würde.“ Auch Treptow galt als Gegenkandidatin – aber sie werde nicht antreten, sagt sie.

Die CDU, in beiden Beiräten in der Minderheit, hält sich ihre Entscheidung noch offen. Aber immerhin sagt Viola Mull, CDU-Beirätin in Mitte: „Mein Kandidat ist Robert Bücking.“ sgi