Mit Kultur in alle Zukunft

Harmonie in der Bürgerschaft: Wirtschafts- und Kultursenator Hartmut Perschau verspricht die unbegrenzte Fortschreibung des Kulturhauptstadtprozesses

Bremen taz ■ Die SprecherInnen aller Fraktionen waren sich einig: „Vor ein paar Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen“ – dass Kultur ein so wichtige Rolle in der Bremer Politik spiele. Gestern beschäftigte sich die Bürgerschaft mit der Bewerbung Bremens zur „Kulturhauptstadt Europas“.

Für Wolfgang Schroers von der CDU ist „der Nutzen von Kultur nun anerkannt“ und Helga Trüpel (Grüne) sieht eine „Veränderung der Sanierungsphilosophie“: „Endlich setzt Bremen auf Jugend, Intelligenz und die Lust auf Wettbewerb.“ Das von Martin Heller erstellte Konzept sei „zu 70 Prozent“ gut, „bei solchen Papieren ist das sehr viel“. Anschließend referierte Trüpel – das Leseverhalten ihrer Mitabgeordneten offenbar skeptisch einschätzend – dessen Struktur. Der pointierten Beschreibung des Ist-Zustandes folge ein „sehr ehrgeiziger“ zweiter Teil, der einen neuen „Mut zur Vertikalen“ ausdrücke, also zu Spitzenleistungen. Und: „Kinder und Jugendliche werden ernst genommen.“ Trüpel: „Wir wollen diese Großbaustelle.“

Carmen Emigholz (SPD) machte in Sachen Bewerbung ein „Alle-Mann-Manöver der gesamten Stadt“ aus, „vorbildlich“ für andere gesellschaftliche Aufgaben. Nun allerdings müsse „genau geguckt“ werden, ob die Hauptstadt-Mittel tatsächlich „nachhaltig“ investiert würden. Dass solche Gelder überhaupt in ausreichendem Maß zur Verfügung gestellt werden, bezeichnete Trüpel wiederum als jetzt anstehenden „Lakmus-Test“ der Regierungskoalition.

Deren Vertreter, Kultur- und Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU), sprach nicht vom schnöden Geld, sondern stimmte in das Lob für Martin Heller ein: „Nicht nur, dass er das alles so schön formuliert, dass es gut rutscht“, sei dem Schweizer anzurechnen. Die Bewerbung sei auch „authentisch“. Perschau: „Das Wichtigste ist, dass wir Bremer bleiben.“ Im Übrigen sei der Kulturhauptstadtprozess „keine Terminarbeit“, sondern gehe – unabhängig ob Bremen den Titel bekomme oder nicht – „auch nach 2010 unbeirrt weiter“.

Henning Bleyl