Studis werden neu verteilt

Hochschulreform in Schleswig-Holstein steht: Planungssicherheit bis 2009, dafür sollen Studiengänge konzentriert werden. Bisher sei Unilandschaft „unterdimensioniert“

KIEL taz ■ Ein „Hochschulvertrag“ mit fünfjähriger Laufzeit wurde gestern in Kiel abgeschlossen. Er sichert den drei Unis und sechs Fachhochschulen (FH) in Schleswig-Holstein Planungsicherheit bis 2009 und einen jährlichen Innovationsfonds über fünf Millionen Euro zu. Im Gegenzug verpflichten sich die Hochschulen, in „noch auszuhandelnden Zielvereinbarungen“ die Empfehlungen der „Erichsen-Kommission“ umzusetzen.

Die von Professor Hans Uwe Erichsen geleitete Kommission hatte im März die schleswig-holsteinische Hochschullandschaft begutachtet und sie als „unterdimensioniert“ bezeichnet. So wandern erheblich mehr junge Leute zum Studium in andere Länder ab, als ins Land kommen. Gegenwärtig gibt es rund 42.000 Studierende. Auch stellt der Flächenstaat 146 Euro je Einwohner für Unis bereit, im westdeutschen Durchschnitt sind es 184.

Doch der im Landeshochschulplan von 1991 beschlossene Ausbau – beispielsweise der Gesellschaftswissenschaften an der Uni Flensburg – scheint derzeit kaum finanzierbar. Die Kommission empfiehlt deshalb, Studiengänge zu konzentrieren.

Beispielsweise sollen die drei Studienorte für Bauen und Architektur in Lübeck zusammengefasst und die Zahl der Plätze um ein Drittel reduziert werden. Der Studiengang Maschinenbau wird demnach an der FH Westküste geschlossen und nach Flensburg verlagert. Im Gegenzug enthält die FH in Heide Stellen aus Flensburg, um den Studiengang Tourismusmanagement auszubauen. In der Medizinausbildung soll die Studienkapazität an den Unikliniken in Kiel und Lübeck um ein Viertel gesenkt und der Landeszuschuss zu Gunsten neuer „medizinnaher Studiengänge“ wie Biotechnologie gekürzt werden. Erichsen hatte kritisiert, dass die Medizin mit 36 Prozent des Etats „überproportional“ gefördert wurde.

Schleswig-Holsteins Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) hat die Vorschläge in ihren Ende Mai vorgestellten „Eckpunkten“ weitgehend übernommen. Allerdings seien dies keine „endgültigen Entscheidungen“, wie ihre Sprecherin Patricia Zimnik betont, Details würden nun in besagten Zielvereinbarungen geklärt. Nur teilweise umgesetzt wird so die Idee, die Lehrerausbildung zu konzentrieren. Zwar sollen Sonderschullehrer von Kiel nach Flensburg wechseln, die Realschullehrer sollen jedoch in Kiel bleiben, da sonst erhebliche Baukosten enstünden.

Noch nicht besiegelt ist auch das Aus für die Theologie in Kiel. Auf Unmut stieß auch der Vorschlag, den Studiengang Energie- und Umweltmanagement (EMU) von der Uni Flensburg an die dortige FH zu verlegen. In den Eckpunkten ist nunmehr von „enger Zusammenarbeit“ mit der FH die Rede.

EMU-Studierende hatten im Frühling aus Protest gar einen Sprung in die eiskalte Flensburger Förde gewagt – und jetzt das Tauziehen um den Standort gewonnen. KAIJA KUTTER