Im Herbst der Klee

Erstmals kooperieren das Sprengel Museum Hannover und die Kunsthallen von Bremen und Hamburg inhaltlich

Die drei großen Kunstmuseen in Hannover, Hamburg und Bremen machen Paul Klee (1879-1940) im Herbst zum norddeutschen Künstler. In einer bislang einzigartigen Kooperation zeigen das Sprengel Museum Hannover und die Kunsthallen von Hamburg und Bremen ab November drei Ausstellungen mit Werken des Schweizer Malers.

„Das ist ein Novum“, kommentiert Ulrich Krempel die Gemeinschaftsaktion. Sie sei, so der Direktor des Sprengel Museums weiter, „eine Chance, das Bild vom Norden als Kulturregion zu stärken“. Kunstinteressierten erleichtere sie, „zwei oder alle drei Museen an einem Tag zu besuchen“. Dadurch würde sich ihnen fast das gesamte Oeuvre erschließen: Bremen zeigt die vom Bauhaus geprägten 20er Jahre, die Ausstellung Paul Klee. 1933 wird in Hamburg gastieren. Die dortige Kunsthalle habe ihm beim Spätwerk „den Vortritt gelassen“, so Krempel. Grund: Das Sprengel besitzt 18 Werke aus dieser Phase.

Auf lokaler Ebene sind ähnliche Kooperationen Usus: So werben die Kestner-Gesellschaft, der Hannoveraner Kunstverein und das Sprengel Museum seit kurzem vereint. In Bremen und Umland haben sich für das Projekt Rilke. Worpswede sogar 18 Kulturinstitutionen zusammengetan. Doch zwischen den Oberzentren herrscht oft Konkurrenz: Vergleichbare inhaltliche Absprachen hat es im Norden – anders als im Rheinland – noch nie gegeben. Dabei sparen sie schmerzfrei Mittel: Ein einziger Flyer – frisch aus dem Druck – wirbt für alle drei Ausstellungen. Noch sind die darin versprochenen Rabatte für Nutzer des Gesamtpakets nicht beziffert. Über Details werde weiter nachgedacht, heißt es aus Hamburg. Auch prüfe man „ein Angebot der Bahn“.

Auf den ersten Blick überraschend ist die Wahl des Sujets: Der runde Geburtstag des Künstlers wäre ein Jahr später fällig, gestorben ist Paul Klee 1940, und friesische Einflüsse dürfen getrost ausgeschlossen werden. Allerdings eröffnet in zwei Jahren das Klee-Museum in Bern. „Dann“, erläutert der Bremer Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogenrath, „wird es für Jahre unmöglich, eine große Klee-Ausstellung zu organisieren.“

Einen lokalen Bezug gibt es aber doch: Vor 70 Jahren kam es zum einzigen, sehr mittelbaren Kontakt des Malers mit der norddeutschen Kunstszene. Die Düsseldorfer Professur, aus der die Nazis Klee entfernten, übernahm 1933 Franz Radziwill. Der stammt aus Strohausen bei Rodenkirchen in der Wesermarsch.

BENNO SCHIRRMEISTER