: Blicke auf Bremer Fassaden
Der Kunstlehrer Michael Pahnke hat ein Stück Bremer Architekturgeschichte verfilmt: Es reicht vom Jugendstil bis zur Skelettbauweise der Nachkriegszeit
Michael Pahnke ist Kunstlehrer. Und er dreht Filme. Sein Thema: Bremens Architektur- und Kunstgeschichte. Gerade erst hat er das Werk „Jugendstil und Moderne“ realisiert, zusammen mit dem Dokumentarfilmer Roland Mayer. In erster Linie ist der Streifen als Unterrichtsmaterial gedacht: „Ich suchte vergeblich Filmmaterial über Kunstgeschichte in Bremen“, so Pahnke. „Deshalb fing ich an, selbst Filme zu drehen.“ Doch zum Ruhigstellen nervender Schüler ist die 35-minütige Dokumentation zu schade. Mit Gewinn kann ihn jeder Bremer Fassaden-Gucker ansehen: Alle gezeigten Gebäude lassen sich beim Spazieren wieder entdecken.
Klar und knapp charakterisiert Pahnke den Jugendstil: Ornamente, florale Linien, Blumenranken. Diese Zeit zwischen den Weltkriegen stellt eine die Natur idealisierende Gegenbewegung zur rasanten Industrialisierung dar. Ihrem ganzheitlichen Kunstverständnis entsprechend prägten die Jugendstil-Künstler nicht nur Fassaden, sondern auch Gebrauchsgegenstände vom Türklopfer bis zum Essbesteck. Beeindruckend verzierte Fassaden, aufwändig verglaste Veranden und Wintergärten im Viertel, schön verschnörkelte Brücken im Bürgerpark hat die Kamera eingefangen.
Mit lieblich stilisierten Seerosen räumten Walter Gropius und Mies van der Rohe auf, als sie in den zwanziger Jahren den revolutionären Bauhaus-Stil prägten. Bauhaus, das sind klare, kubische, funktionelle Formen aus Glas, Stahl, Beton und Licht. 1927, so zeigt Pahnkes Architekturfim, entstanden erste Bremer Gebäude in diesem Stil: So die Wenhold-Villa gegenüber dem Focke-Museum. Ihre klaren, kubischen Formen erinnern an ein Schiff, die Stahlrohrbrüstung an eine Reling. Doch die maritime Symbolik ließ die Bremer kalt: Sie schmähten die heute hoch gelobte Konstruktion als „Kiste“.
Der Film greift bis in die zweite Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg aus: Damals entstanden auch in Bremen zahlreiche Gebäude in bauhaus-typischer „Skelettbauweise“: Tragende Pfeiler und Geschossdecken liegen im Inneren, die Fassade hat keine tragende Funktion mehr, sondern wirkt wie ein Vorhang aus Beton und Glas. Auch dafür hat Pahnke sehenswerte Beispiele entdeckt: Das Fraunhofer-Institut etwa, oder auch die ovale „Bücher-Arche“ der Stadt-Bibliothek in Gröpelingen.
Katharina Müller
„Jugendstil und Moderne“ verleiht und verkauft die Landesbildstelle