Die „Berlin Kids“ proben die Rebellion

Vor zwei Jahren übernahm der freie Träger Pfefferwerk eine Elterninitiativ-Kita. Seitdem gibt es zwar längere Öffnungszeiten – doch Eltern klagen über undurchsichtige Finanzpraxis und verloren gegangene Intimität. Eine Bilanz

Auch wenn sich die 75 Kinder manchmal untereinander nicht ganz verstehen – Spielen klappt trotzdem. In der Kita „Berlin Kids International“, Wichertstraße 24, sprechen Erzieherinnen und Kinder Deutsch und Englisch. Dieses Konzept kommt an im Kiez Prenzlauer Berg, gut 100 weitere Familien stehen auf der Warteliste.

Was im März 2000 als Elterninitiative (EI) mit zehn Halbtagsplätzen begann, hat sich heute zu einer der größten zweisprachigen Ganztagseinrichtung im ehemaligen Ostteil Berlins entwickelt. Im Januar 2001 ist die Kita mit Zustimmung des Fördervereins „Berlin Kids“ von dem freien Träger Pfefferwerk Stadtkultur übernommen worden. Und als zweite Neuerung legte Pfefferwerk die ehemalige EI-Kita mit der ebenfalls in der Wichertstraße ansässigen kommunalen Kita zusammen.

„Mit dem Projekt ist ein seltenes Konstrukt entstanden. Zwei unterschiedliche Konzepte sind an einen Träger übergegangen“, sagt Pfefferwerk-Koordinatorin Jeanette Martins. „Natürlich kommt es da zu Differenzen zwischen engagierten Eltern und solchen, die nicht alles mitbestimmen wollen.“ Um den Informationsfluss transparent zu gestalten, wurde ein Beirat eingerichtet, in dem Vereinsmitglieder, Erzieher und Vertreter vom Pfefferwerk sitzen.

Die Zusammenarbeit mit großen Trägern hat aus Sicht einiger Betroffener neben positiven Veränderungen wie mehr Kitaplätzen, längeren Öffnungszeiten und zusätzlichen Räumlichkeiten Schattenseiten. „Auch wenn wir viel zusammen geschafft haben, würde ich heute nie wieder mit einem so großen Träger fusionieren“, erklärt Steffi Roy, die Initiatorin des Fördervereins Berlin Kids. „Die Intimität und Einflusskraft der kleinen Gruppe geht verloren.“ Zwar hätte die damals kleine EI mit ihren zuletzt 30 Plätzen nie all den Eltern gerecht werden können, die heute ihre zweisprachigen Kinder in die Wichertstraße bringen. Doch auch Kitaleiterin Ninita Triverdy gibt zu bedenken: „Das Pfefferwerk ist nicht staatlich gebunden, muss also profitorientiert arbeiten. Gleichzeitig hat es ein starkes Interesse im Bezirk – sie sitzen zwischen allen Stühlen.“

Laut Claudia Oellers, Gründungsmitglied und Mutter, hakte es anfangs vor allem an der Umsetzung des Konzepts sowie dem Informationsfluss. „Über ein Jahr fehlte in mehreren Gruppen neben einer deutschsprachigen Erzieherin eine englischsprechende – so wie es das mit dem Träger vereinbarte bilinguale Konzept vorsieht.“ Stichhaltige Gründe wurden den Eltern gegenüber jedoch nicht angeführt.

Auch die finanzielle Abwicklung ist laut EI-Initiatorin Roy seit dem Trägerwechsel unübersichtlicher geworden. So bemühen sich die engagierten Eltern seit 2001 um eine transparente Auflistung aller Einnahmen und Ausgaben für die Kita. Pfefferwerk-Koordinatorin Martins sagt dazu: „Wir arbeiten momentan selbst noch mit einer vorläufigen Haushaltsführung, da die Endabrechnung vom Senat bisher noch nicht vorliegt.“ Schon im letzten Jahr wies sie mit diesem Argument Beschwerden der Eltern ab. BEATE WAGNER