„Weniger Aufgaben zumuten“

Der Hessische Rudnfunk reagiert verständnisvoll auf seinen Moderator Michel Friedman

BERLIN taz ■ Es war ein schon fast gütiger Abschied auf Zeit: „Michel Friedman will in den nächsten Monaten Zeit zum Nachdenken haben, will neue Prioritäten für sein Leben setzen“, hatte Helmut Reitze, Intendant des Hessischen Rundfunks, nach einem Gespräch mit seiem Moderator erklären lassen: „Er will sich weniger Aufgaben zumuten als in der Vergangenheit. Deshalb will er auch auf die Sendung ‚Friedman‘ in der ARD verzichten. Seine Orientierungsphase wird sicher einige Monate andauern.“

Man werde im Herbst bereden, „ob, und wenn ja, wie es im nächsten Jahr eine Fortsetzung der Sendung mit Friedman“ im Dritten Programm des Hessischen Rundfunks geben könne. „Er hat in seinen Sendungen Menschen hart befragt und unerbittlich nach Konsequenzen bei Fehlern gefragt. Er hat heute selbst akzeptiert, dass seine strengen Maßstäbe auch an ihn selbst angelegt werden“, so Reitze. „Aber ich will ihm die Möglichkeit für eine zweite Chance, um die er selbst gebeten hat, offen halten und nicht jetzt für alle Zeit verschließen.“

Die ARD will nach dpa-Berichten am 21. Juli auf einer Fernsehprogrammkonferenz in Berlin entscheiden, was künftig anstelle der bisher im 14-täglichen Wechsel mit „Gabi Bauer“ ausgestrahlten Talkshow „Friedman“ ins erste ARD-Programm genommen wird.

Auch beim ZDF hat der Fall Friedman Folgen: Der Fernsehrat der Mainzer Anstalt braucht einen neuen Schriftführer. Denn diese Aufgabe oblag zuletzt dem Vertreter des Zentralrats der Juden im höchsten ZDF-Gremium: Michel Friedman.

Der Preis für die schönste Antwort auf die Frage, ob Friedman im Fernsehen weitermachen soll, gebührt aber dem TV-Urgestein und Autor Wolfgang Menge: „Das bleibt ihm überlassen. Wenn ich mir allerdings manche Moderatoren ansehe, dann frage ich mich, wie die einer Vorstrafe entgangen sind“, sagte Menge dem Berliner Tagesspiegel. STG