Plädoyer für Politik

Eine neue Ökonomie-Zeitschrift präsentiert alternative Konzepte zu neoklassischer und monetaristischer Theorie

BERLIN taz ■ Das Erscheinen einer neuen Fachzeitschrift für Wirtschaftswissenschaft wäre nichts Erstaunliches – wenn es sich nicht um einen Indikator für einen Stimmungsumschwung handelte. Gerade ist die erste Ausgabe der Zeitschrift Intervention erschienen, die auf Deutsch und Englisch diejenigen Forschungsansätze präsentieren will, die abseits der bisher vorherrschenden neoklassischen Theorie liegen.

„Neoklassik“ und „Monetarismus“ bezeichnen dabei diejenige Wirtschaftspolitik und ihre theoretische Fundierung, die US-Ökonom Milton Friedman gegen Ende der 60er-Jahre begründete und die in der Regierungszeit der britischen Premierministerin Margaret Thachter ihre reinste Ausprägung fand. Vor allem gegen den Rückzug des Staates aus der Wirtschaftspolitik soll Intervention anschreiben.

Seit den Neunzigerjahren ist die einst hegemoniale Neoklassik selbst unter Druck geraten. Jüngere Wissenschaftler begründen nun wieder, dass der Staat mit Geld- und Finanzpolitik durchaus die Arbeitslosigkeit reduzieren könne. Anders als in den Vereinigten Staaten und Großbritannien habe sich dieser Umschwung in der Wirtschaftswissenschaft im deutschsprachigen Raum bislang aber nur wenig bemerkbar gemacht, sagt Christoph Sauer (Uni Göttingen), der der Redaktion der Intervention angehört. Dem will das Fachblatt abhelfen, indem es die Diskussion hierzulande breiter bekannt macht.

In der Redaktion von Intervention sitzen außerdem Ralf Blendowske (Fachhochschule Darmstadt) sowie Vertreter des Gewerkschaftsbundes DGB, der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di und der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Der bekannste Kopf im Kuratorium ist US-Ökonom James K. Galbraith, der im vorliegenden Heft die sozial unausgewogene Steuersenkungspolitik der Bush-Administration kritisiert.

Die Redaktion der Zeitschrift hat die Absicht, die Artikel nicht auf bestimmte wissenschaftliche Schulen, etwa den Neu- oder den Post-Keynesianismus, zu beschränken. Gleichwohl dominieren in der ersten Ausgabe Positionen, die sich in der einen oder anderen Weise auf die Nachfragetheorie des britischen Ökonomen John Maynard Keynes beziehen. HANNES KOCH

www.zeitschrift-intervention.de