Fraport droht: Ausbau oder Abstieg

Kommt die neue Landebahn zu spät, ist Deutschland nur noch zweite Liga – sagt der Vorstandschef des Flughafens

FRANKFURT/M. taz ■ Die hessische Jobmaschine läuft wieder. Der Betreiber des Frankfurter Flughafens, die Fraport AG, ist auf Wachstumskurs – auch bei den Arbeitsplätzen. Mit 15.300 Beschäftigten arbeiten heute rund 600 Menschen mehr am Airport als 2002. Die Fraport AG erwirtschaftete 2003 ein Ergebnis von 503,2 Millionen Euro vor Steuern, mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, wie der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Bender gestern auf der Hauptversammlung der Gesellschaft in Frankfurt stolz verkündete.

2003 sei deshalb für die Fraport AG ein „gutes Geschäftsjahr“ gewesen, konstatierte Bender – trotz äußerer Widrigkeiten wie etwa dem Krieg im Irak. Und das, obwohl es mit den Fluggastzahlen erst im laufenden Geschäftsjahr wieder steil aufwärts gehen soll. Der Konzernchef rechnet für 2004 mit einer Zunahme um etwa vier Prozent auf erstmals mehr als 50 Millionen Passagiere pro Jahr. Auf den Aufschwung in Deutschland allerdings wartet auch Bender noch „bislang vergeblich“.

Proteste von Gegnern des geplanten Flughafenausbaus gab es gestern vor der Jahrhunderthalle im Stadtteil Höchst nicht. Den Demonstranten sei wohl schon die Puste ausgegangen, frohlockten einige Kleinaktionäre, die sich auf eine Dividende von 44 Cent pro Aktie freuen dürfen. 2003 waren es nur 40 Cent gewesen.

Gegner der geplanten neuen Landebahn im Kelsterbacher Forst und der neuen Wartungshalle für Großraumflugzeuge im Süden des Flughafens stellten dann aber am Nachmittag Anträge auf Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat. Sie wurden niedergestimmt.

Tatsächlich muss sich Benaber mit Stellungnahmen der Europäischen Union und der Störfallkommission des Bundes beschäftigen. Sie konstatierten jüngst die Unvereinbarkeit der von der Landesregierung favorisierten Landebahn Nordwest mit der Existenz der Chemiefabrik Ticona. Die in diesen Gutachten geforderte Prüfung alternativer Standorte für die neue Landebahn führt zu einer Verzögerung beim Ausbau um mindestens zwei Jahre auf das Jahr 2009.

Der Vorstandsvorsitzende erklärte den Flughafenausbau zur „nationalen Aufgabe“. Der Ausbau sei „Garant für eine auch künftig führende Stellung Deutschlands im Weltluftverkehr“ und „Jobmotor und Hoffnungsträger für die Wirtschaft in der Region“. Darüber hinaus würden „katalytische Beschäftigungseffekte“ für wenigstens 54.000 neue Jobs – von angeblich insgesamt 100.000 neuen Arbeitsplätzen – über die Region hinaus in ganz Deutschland sorgen. Werde in Frankfurt nicht oder nur zögerlich mit Planungszeiten von über zehn Jahren ausgebaut, drohe Deutschland im Luftverkehr „der Abstieg in die zweite Liga“, warnte Bender.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT