Allahs Zeigefinger

Neues Drohvideo! Gegen Deutschland! Na ja. Es ist eher ein laienhaftes Filmchen von unfreiwilliger Komik

Gut, es gibt da dieses neue brandgefährliche „Drohvideo“ gegen Deutschland. Mit, wie uns die Experten belehren, eingeblendetem Echtheitszertifikat von „al-Sahab“, der „offiziellen Produktionsfirma“ von al-Qaida. Was produzieren die sonst so? Außer den üblichen verwackelten Bildern von nervösen Laiendarstellern vor öder Geröllkulisse und ein paar arabischen Untertiteln?

Nur Gott – und vielleicht noch Bundesspähminister Wolfgang Schäuble – weiß, wem dieses angeblich so bitter ernst zu nehmende „Drohvideo“ nützt. Am Montag bestätigte das Bundeskriminalamt, es halte das im Internet aufgetauchte Machwerk „gegen Deutschland“ für „authentisch“. Tatsächlich ist es ein authentisches Beispiel für die möglicherweise schwarze, sicher aber unfreiwillige Komik, die solchen „Drohvideos“ innewohnt. Hier zeigt uns ein offensichtlich schwer vermummter und verwirrter junger Mann, dass er in der Lage ist, eine Panzerfaust abzuschießen, bevor er in deutscher und reichlich gespreizter Sprache … ja, was eigentlich? Deutsche Politiker als „fehl am Platz“ bezeichnet? Allen Ernstes mathematische Formeln präsentiert, die den Abstieg Deutschlands und den Aufstieg des Terrors beweisen? Von einer „Millionenfrage“ schwadroniert, der er mit einem „Joker“ begegnet? Wem soll damit das Fürchten gelehrt werden? Günther Jauch?

Nein, das Drohpotenzial des Videos liegt ausschließlich in seiner fast schon ins Satirische überdrehten Selbstgefälligkeit, gepaart mit einer seltsam altklugen Körpersprache, von der das Gefasel des Terror-Youngsters flankiert wird. Kaum eine Formulierung, die nicht durch erhobene Zeigefinger (Achtung: Drohgebärde!) oder andere autoritär gemeinte Gesten unterstrichen würde. Hat der Körpersprachwissenschaftler Samy Molcho inzwischen einen Beratervertrag mit al-Qaida? Oder wenigstens mit al-Sahab? FRA