In Zukunft lieber Aktien als Aktienoptionen

Microsoft kippt sein Optionsprogramm: Die einstigen „Selbstbedienungsinstrumente“ ziehen nicht mehr

BERLIN taz ■ Aktienoptionen, nein danke, heißt es künftig bei Microsoft. Stattdessen will der weltgrößte Softwareanbieter, der tausende seiner Mitarbeiter während des Börsenbooms mit dieser Form der Bonuszahlung zu Millionären gemacht hatte, sein traditionsreiches Optionsprogramm einstellen und nur noch direkt Aktien ausgeben. Die Meldung vom späten Dienstagabend stieß auch bei anderen Konzernen auf Interesse: So erklärte DaimlerChrysler-Finanzvorstand Manfred Gentz umgehend, auch in den Automobilkonzern stünden die Aktienoptionsprogramme derzeit auf dem Prüfstand.

Für die Entscheidung gebe es zwei Gründe, sagte Microsoft-Chef Steven Ballmer. Zum einen habe das Ende des Börsenbooms dafür gesorgt, dass viele der rund 50.000 Beschäftigten auf wertlosen Optionspaketen säßen: Aktienoptionen ermöglichen es, Wertpapiere zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem vorher festgelegten Preis zu erwerben. Steigt der Aktienwert, können die Inhaber hohe Gewinne einfahren. Den Microsoft-Mitarbeitern nützen ihre Optionen derzeit jedoch nicht, weil die Ausübungspreise deutlich über dem aktuellen Kurs liegen.

Zum anderen sind Aktienoptionen schon seit längerer Zeit in der Kritik, weil sie es Unternehmern ermöglichen, ihre wahre Finanzsituation zu verschleiern: Die wenigsten Gesellschaften stellen die mutmaßlichen Kosten in ihre Bilanz ein. Ganz legal übrigens. Nach den aktuellen Bilanzierungsregeln genügt es, die Aktienoptionsprogramme im Anhang zum Jahresabschluss aufzuführen. Nach den Bilanzskandalen um Enron und Co. hatten Experten gefordert, sie direkt als Kosten zu verbuchen. Bei Aktien ist das heute schon so.

Laut Ballmer schlägt Microsoft also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Bonuszahlungen über Aktien seien transparenter und bei der derzeitigen Börsenentwicklung auch für die Beschäftigten attraktiver. Ballmer: „Wir wollen eine echte Beteiligung und großartige langfristige finanzielle Anreize bieten.“

Bei den mehr als 600 führenden Managern soll sich aber noch mehr ändern: Ihre Bonuszahlungen sollen künftig in viel stärkerem Maße „von der Zahl und der Zufriedenheit der Kunden“ abhängen. Auf Ballmer oder auch Microsoft-Gründer Bill Gates hat die „Kulturrevolution“, wie Spiegel Online die Umstellung bewertete, jedoch keine direkten Auswirkungen. Nach Angaben des Unternehmens sollen sie niemals Aktienoptionen besessen haben. BEATE WILLMS