Nicht Fisch, nicht Fleisch

betr.: „Die Machtlose“, taz vom 16. 1. 09

Der Wahlausgang in Hessen ist eine Niederlage der ewig verzagten SPD, nicht eine von Ypsilanti. Die SPD brachte fertig, die Spitzenkandidatin mit einem Wahlergebnis, bei dem ein Machtwechsel allein von der SPD abhing, gehen zu lassen. Die SPD hätte den ja doch unfreiwilligen Rücktritt der gejagten Spitzenkandidatin niemals hinnehmen dürfen. Ohne die Abtrünnigen wäre sie längst gefeierte Regierungschefin. Wo bitte liegt also ihr Fehler?

Wie in Bayern scheint sich die SPD auch in Hessen als Daueropposition ausgesprochen wohlzufühlen. Nur nichts zerreißen. Nicht Fisch, nicht Fleisch, wie im Normalfall bei den Kandidaten auch.

Im Übrigen rächt sich jetzt die jahrelange Besudelung Lafontaines seitens der SPD. Die einstige Arbeiterpartei hat sich damit fast unmöglich gemacht, die an die Linke verlorenen Stimmen mittels einer Koalition mit der Truppe um Lafontaine zurückzuholen. Die verpasste Gelegenheit einer rot-rot-grünen Bundesregierung war der erste, entscheidende Fehler, der ein Desaster nach dem andern hinter sich herzieht. Immer wenn eine Partei nicht die absolute Mehrheit erreicht, muss sie Wahlversprechen brechen, um einen Regierungspartner zu finden. Das ist Alltag. Nur nicht im Verhältnis zur Linken, obwohl die der SPD programmatisch am nächsten steht.

ALFRED MAYER, München