Auf den Spuren von Marx‘ Tochter

Eva Weisweiler, die Biografin von Eleanor Marx, will auf der offenen PDS-Liste in den Kölner Rat. Ihre politischen Schwerpunkte: die freie Kulturszene und soziale Projekte

KÖLN taz ■ Mit einer prominenten Kölnerin will die PDS in den bevorstehenden Kommunalwahlkampf ziehen: Die Schriftstellerin Eva Weisweiler hat sich zur Kandidatur bereit erklärt. Der Nominierungsparteitag entscheidet am 10. Juni, ob und auf welchem Platz das Nicht-Parteimitglied auf der offenen Liste kandidieren darf.

Als Biografin der Pianistin und Komponistin Clara Schumann ist Weisweiler vor allem in Fachkreisen bekannt. Aufsehen erregten ihre Bücher über vergessene jüdische Musiker im Dritten Reich und über den – vergleichbar dem Bilderraub – „Musikraub“ der Nazis. Zuletzt erschien die Biografie „Tussy Marx“ über Eleanor, die Tochter von Karl Marx. „Sie ist für mich ein Vorbild für politisches Engagement gegen Krieg und Kolonialismus“, sagte Weisweiler der taz. Und nachdem sie sich vor wenigen Wochen aus dem Vorstand der Kölner Schriftstellergewerkschaft VS zurückgezogen hatte – zwei Jahre war sie deren Vorsitzende – „brauchte ich ein neues politisches Forum“.

Den Anstoß, sich kommunalpolitisch zu engagieren, gab die – inzwischen gescheiterte – Bewerbung Kölns zur Kulturhauptstadt Europas 2010. „Es war absurd und zynisch, sich um diesen Titel zu bewerben und gleichzeitig die Mittel für Kultur- und Sozialeinrichtungen zu kürzen“, so Weisweiler. „Lediglich die PDS bezog eindeutig gegen diesen Kahlschlag Stellung.“

Auch in der Friedenspolitik fühlt sich die 53-Jährige nur von der PDS vertreten. Sie selber organisierte in Köln die Proteste gegen Kosovo- und Irakkrieg mit. Dem „linken Lager“ hat sie sich, „ohne parteipolitisch tätig zu sein“, immer zugehörig gefühlt. „Ich war im Spartakus und bei den Jusos“, erinnert sie sich an die Zeit, als sie Germanistik, Musikwissenschaft und Islamkunde studierte. Auch mit der Kölner SPD habe sie einmal „geliebäugelt“. Aber die sei ihr dann doch „zu sehr in Korruption und sonstige Affären verwickelt“ gewesen. Von den Grünen hält sie auch nichts. Dass bei den anstehenden Kommunalwahlen gerade die Linke zersplittert auftritt und sich gegenseitig bekämpft, kann sie nicht verstehen: „Das muss wohl ein typisch deutsches Phänomen sein.“

Neben der Friedenspolitik ist es ein Anliegen Eva Weisweilers, die „künstlerischen Potenziale von Migranten zu fördern“. So schrieb sie im Auftrag des Landes „Nationalität: Schriftsteller“, das erste Nachschlagewerk über Autoren mit Migrationshintergrund in NRW. Das „multikulturelle Potenzial seiner Bürgerinnen und Bürger“ müsse Köln endlich ausschöpfen, wünscht sie sich.

Sollte sie im September in den Rat einziehen, will sie sich vor allem für eine Stärkung sozialer Projekte und der freien Kulturszene einsetzen. Diese müsse notfalls auch auf Kosten der „hochsubventionierten Museen und städtischen Bühnen“ gefördert werden. Noch lieber sei es ihr, wenn Köln auf „Protzprojekte“ wie das RheinEnergie-Stadion verzichte. Oder wenn es gelänge, Kölner Unternehmen an ihre Verantwortung für das kulturelle Leben dieser Stadt zu erinnern und sie als Sponsoren zu gewinnen. JÜRGEN SCHÖN