Erfolgsrezept Wind

50 Prozent mehr Aussteller auf internationaler Windmesse in Husum. Schleswig-Holstein setzt auf Offshore-Parks und den Export

Der Ausbau Husums zum Service-Hafen soll 1.000 weitere Arbeitsplätze bringen

aus Hamburg GERNOT KNÖDLER

Die Brise, die das Klima in Schleswig-Holstein prägt, kann der Landesregierung gar nicht steif genug sein. Ihr Ziel, den Strombedarf des Landes im Jahr 2010 zu 25 Prozent mit Windenergie zu decken, hat sie bereits erreicht. Jetzt will die rot-grüne Koalition bis 2011 die 50-Prozent-Marke erreichen – ein ehrgeiziges, aber erreichbares Ziel, wie Wirtschaftsminister Bernd Rohwer (SPD) gestern in Kiel sagte. Rohwer rührte die Trommel für die internationale Leitmesse der Branche „Husum Wind“, die vom 23. bis 27. September an der Westküste stattfinden wird. Dabei kündigte er an, das Land werde Husum zum Service-Hafen für Offshore-Windparks ausbauen.

Nirgends wird nach den Zahlen des Deutschen Windenergie-Instituts soviel Windstrom produziert wie in Norddeutschland. Mit gut 5.200 Megawatt verfügten Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammen Ende 2002 über mehr installierte Leistung als die USA. In keinem Bundesland stehen die Windräder so dicht wie in Schleswig-Holstein mit rund 2.500 Anlagen gegenüber knapp 3.700 in Niedersachsen.

Doch in Schleswig-Holstein wird der Platz dafür langsam knapp. Um die Leistung zu steigern, können existierende Windräder durch größere Anlagen ersetzt werden. Die 50-Prozent-Marke sei jedoch nur mit Hilfe von „Offshore-Windparks“ auf hoher See zu schaffen, sagte Rohwer. Dort weht mehr Wind und die Anlagen können größer ausgelegt werden als an Land.

Zwei solcher Windparks sind vom Hamburger Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) genehmigt worden: ein Pilotprojekt aus zwölf Windrädern nordwestlich von Borkum und der Bürgerwindpark Butendiek 34 Kilometer westlich von Sylt. Die Umweltverbände Nabu und BUND haben gegen Butendiek vor dem Hamburger Verwaltungsgericht geklagt. Der Nabu hat sich überdies bei der EU-Kommission beschwert.

Die Verbände glauben, dass das Gebiet, in dem der Windpark errichtet werden soll, nach EU-Recht als Schutzgebiet ausgewiesen werden müsse. Weil die Windparks nicht zu weit draußen auf dem Meer stehen können und die See für vieles andere genutzt wird – für Schifffahrtsrouten, Pipelines, Rohstoffabbau oder als militärisches Übungsgebiet – gestaltet sich die Suche nach Standorten schwierig.

Dennoch setzt Rohwer darauf, dass weitere Projekte vor Schleswig-Holsteins Küste genehmigt werden. Im Rahmen ihres „Zukunftsinvestitionsprogramms“ will die Landesregierung 13 Millionen Euro für den Ausbau des Husumer Hafens ausgeben. „Wenn alle planerischen Aufgaben erfüllt sein werden, könnte der Ausbau im Jahr 2005 beginnen“, erklärte der Minister.

Damit ließen sich nicht nur die 1.000 bestehenden Arbeitsplätze in der Husumer Wind-Industrie sichern, sondern bis zu 1.000 weitere schaffen. In ganz Schleswig-Holstein beschäftigten derzeit rund 100 Windenergiefirmen etwa 4.000 Menschen. Der Arbeitskräftebedarf der Branche sei ungebrochen.

Entsprechend dynamisch präsentiert sich die Husum-Wind. Messe-Geschäftsführers Hanno-Fecke erwartet 23.000 Fachbesucher – eine Zahl, die fast so groß ist wie Husums Einwohnerschaft. Es hätten sich 50 Prozent mehr Hersteller angemeldet als vor einem Jahr. Ein Drittel der 400 Aussteller komme aus dem Ausland. Der Weltwindenergie-Verband wird ein „Forum der Zukunftsmärkte“ veranstalten, auf dem Kontakte zu Geschäftspartnern in Südafrika, Brasilien und China geknüpft werden können.