Spar: Nomen est omen

Erneut Rekordverluste beim dem Handelsriesen: Als Konsequenz werden Eurospar-Märkte verkauft oder geschlossen. Hunderte von Arbeitsplätzen werden verschwinden. Gewerkschaft ver.di sieht keine Alternative

von PETER AHRENS

„Wir haben einen totalen Schnitt gemacht“, sagt der Vorstandsvorsitzende Fritz Ammann. „Wir schrumpfen uns gesund“, verkündet Finanzvorstand Wolf-Dietrich von Heyking. Zwei Aussagen, die für die Beschäftigten des Handelsriesen Spar vor allem eines bedeuten: Der massive Beschäftigungsabbau bei dem Unternehmen geht weiter. 380 Millionen Euro Fehlbetrag hat Spar im Vorjahr gemacht, stellte Ammann gestern im Hotel Steigenberger der Öffentlichkeit die Zahlen für 2002 vor. Mit der Folge, dass der Konzern seine Eurospar-Märkte verkaufen oder schließen will, um sich zu sanieren. Hunderte von Arbeitsplätzen werden im kommenden Jahr verschwinden, heißt es von der Gewerkschaft ver.di dazu. Doch auch die Arbeitnehmervertretung sieht keine Alternative zum harten Kurs: Ansonsten hätte das ganze Unternehmen Insolvenz anmelden müssen, räumt sie ein.

Von 340 Supermärkten, die Spar momentan noch in Eigenregie führt, will sich das Unternehmen trennen: Denn sie fahren seit Jahren riesige Verluste ein. Behalten will Ammann lediglich die Netto-Discount-Läden und den Großhandel. Beide Unternehmenszweige gelten als profitabel und sollen künftig das Kerngeschäft bilden. Ein Sanierungs-Konzept, das auch der französische Mutterkonzern ITM, der unter anderem die Intermarché-Kette betreibt, mitträgt. Also werden zahlreiche Spar-Märkte in naher Zukunft entweder einen anderen Namen tragen oder völlig von der Bildfläche verschwinden.

Damit verbunden ist ein weiterer Aderlass beim Personal. Noch 1999 hatte der Spar-Konzern mehr als 46.000 MitarbeiterInnen. Heute sind es gerade einmal noch 22.000 Vollarbeitsplätze. Tendenz weiterhin stark fallend. Für die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist der Umstand, „dass massenweise Arbeitsplätze den Bach heruntergehen, natürlich alles andere als schön“, aber es habe „überhaupt keinen anderen Weg gegeben, den Konzern zu retten“, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. So habe ver.di zumindest noch die Handhabe, „über Sozialplanverhandlungen ein paar Dinge abzufedern“.

Der Konzern war in den 90er Jahren durch totales Missmanagement und falsche Markt-Einschätzungen der Unternehmensleitung in die tiefroten Zahlen gerutscht. Vor zwei Jahren wurde Ammann von der französischen Konzernmutter an die Spitze geholt mit dem eindeutigen Auftrag einer knallharten Sanierung. Und diesen Auftrag habe er bislang erfüllt, bekommt er auch von ver.di attestiert. Eine Insolvenz, so war gestern von der Gewerkschaft zu hören, sei zumindest kurz- und mittelfristig abgewendet. Der Vorstand spricht gar davon, 2005 wieder in die Gewinnzone kommen zu können.

Immerhin belässt es Ammann nicht damit, die Schere allein bei der Belegschaft anzusetzen. Der Vorstand, so wurde gestern auf der Pressekonferenz angekündigt, werde ebenfalls um einen Posten verkleinert.