Jedes Flurbett ein Dornenstich

Auch künftig müssen Klinikpatienten in Bremen auf dem Gang liegen. In Spitzenzeiten liegt die Auslastung bei 110 Prozent – die Mittel schrumpfen weiter

taz ■ Auf dem Flur liegen muss nicht sein: Die Zentralkrankenhäuser (ZKH) Bremen-Nord und Ost lösen das Problem der Überbelegung auf ihre Weise. „Wir schieben die Patienten lieber in ein schon belegtes Zimmer“, sagt der Verwaltungsdirektor des ZKH Nord, Uwe Schmidt. Das sei zwar auch nicht schön, aber: „Flurbetten sind unerträglich. Das möchten wir niemandem zumuten.“

Im ZKH „Links der Weser“ (LdW) müssen Patienten im Fall der Überbelegung dagegen auf dem Flur liegen (die taz berichtete gestern vom Fall einer 61-jährigen Herzkranken, die ihre erste Nacht im LdW auf dem Korridor verbringen musste).

Besonders in Krankenhäusern, die viele Patienten aus dem Umland anziehen, häufen sich solche Fälle. „In allen Kliniken, die gut nachgefragt sind, treten gelegentlich Kapazitätsprobleme auf“, bestätigt der Geschäftsführer für den Bereich Medizin und Pflege des Diako, Ralf Gronemeyer. Ein anderer Mitarbeiter des Krankenhauses bezeichnet das Thema als ein „ganz heißes Eisen“. Verständlich, denn für die Betroffenen ist es nur schwer nachvollziehbar, warum ausgerechnet sie auf dem Flur liegen müssen. Zwar beteuert der Sprecher des LdW, Rolf Schlüter, dass die Versorgung dadurch nicht beeinträchtigt sei. Aber auch er gibt zu, dass „jedes Flurbett ein Dornenstich für uns ist.“

Grund für die Überbelegung ist die knappe Kalkulation bei der Belegung. Durchschnittlich sind die Kliniken zu 85 bis 90 Prozent ausgelastet. An Wochenenden liegt diese Zahl deutlich niedriger, in Spitzenzeiten dagegen bei 100 bis 110 Prozent.

Und die Politik kürzt weiter: 400 der bislang knapp 4.000 Bremer Krankenhausbetten sollen bis 2005 eingespart werden. Das Gesundheitsressort begründet dies mit den zu erwartenden kürzeren Verweildauern. Selbst, wenn dieser Fall eintreten sollte, und sich das Problem nicht verschärft – eine Lösung ist kaum in Sicht: Auch zukünftig müssen Patienten also damit rechnen, auf dem Gang zu landen.

Die 61-jährige Herzpatientin und ihre Angehörigen können jetzt wieder ruhiger schlafen. Die Frau hat gestern ein Bett in einem Zimmer bekommen. hude