weltbank
: Energie soll dreckig bleiben

Das klingt gut: Die Weltbank will die Förderung der erneuerbaren Energien massiv ausweiten. Für die nächsten fünf Jahre will das Institut seine Unterstützung für Energieprojekte aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasser jeweils um 20 Prozent erhöhen. 2008 will die Weltbank dann mehr als doppelt so viel Geld für die erneuerbaren Energien ausgeben wie heute. Wie gesagt, das klingt gut. Ist aber nicht einmal gut gemeint.

KOMMENTARVON BERNHARD PÖTTER

Denn hinter dem Vorstoß steckt ein ausgesprochen fauler Kompromiss, den Weltbank-Chef James Wolfensohn mit seinem eigenen Haus, den Mitgliedsstaaten der Bank und dem globalen energiepolitischen System geschlossen hat.

Tatsächlich sah der Vorschlag der Weltbank-Arbeitsgruppe, die vor drei Jahren die Energiepolitik der Institution unter die Lupe genommen hatte, weitaus drastischere Maßnahmen vor: Innerhalb von fünf Jahren sollten die Investitionen der Weltbank in fossile Energien, die derzeit über 90 Prozent der Energie-Investitionen ausmachen, auf null heruntergefahren werden. Gleichzeitig sollte in den gleichen Schritten der Ausbau der regenerativen Energien subventioniert werden. Die Bank (oder besser: ein kleiner Teil von ihr) wollte Schluss machen mit dem Skandal, dass die Institution, die gegründet worden war, um Armut zu bekämpfen, die Wirtschaft anzukurbeln und für eine bessere Zukunft der Entwicklungsländer zu sorgen, oft genau das Gegenteil besorgte.

Von dieser Vision ist nur ein Schatten geblieben. Öl-, Gas- und Kohleprojekte werden auch in Zukunft im bisherigen Umfang mit Steuergeldern subventioniert, selbst wenn sie Menschen von ihren Wohnorten vertreiben, die Umwelt vergiften und das Klima belasten. Es gibt jetzt nur zusätzlich ein paar Millionen, um neben den Ölplattformen einige wenige Offshore-Windräder zu installieren.

So weit, so schlecht. Aber auch so normal. Wirklich ärgerlich ist das Signal dieses feigen Deals für die Konferenz von Bonn: Gebt euch gefälligst mit ein bisschen Kosmetik zufrieden – doch am bestehenden System der dreckigen Energien wird nicht gerüttelt. Die Ausbeutung von Öl, Gas und Kohle hat weiterhin höchste Priorität. Und so zeigt die Weltbank, dass die Fossilien der fossilen Rohstoffe bei der globalen Energiepolitik auch weiterhin das Sagen haben werden – und das auf einer Konferenz, in der es eigentlich um erneuerbare Energien gehen sollte.

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