Der Nachwuchs hat Niveau

Die A-Junioren des 1. FC Köln und des VfL Bochum spielen erstaunlich guten Fußball und trennen sich 1:1. Die Meisterschaftsentscheidung der Bundesliga West ist auf den letzten Spieltag verschoben. Bochum ist im Vorteil

KOELN taz ■ Am Kölner Grüngürtel herrschte gestern Morgen ein ziemliches Chaos. Autos parkten überall quer und schief. Man sah jede Menge fluchende Jogger – und auch durch hektisches Gehupe wurde die sonntägliche Spaziergangs-Idylle empfindlich gestört. Etwa 2.500 Menschen – darunter etwa 300 Bochumer – hatten sich schon vor elf Uhr auf den Weg ins Franz-Kremer-Stadion gemacht, um die Spitzenpartie des vorletzten Spieltages der A-Junioren-Bundesliga West zwischen dem Tabellen-Zweiten 1. FC Köln und dem Spitzenreiter VfL Bochum anzusehen.

Das frühe Aufstehen lohnte sich in diesem Fall. Die Zuschauer sahen ein spannendes Spiel – und fast wäre den Kölnern sogar eine Überraschung geglückt gegen die in dieser Saison noch ungeschlagenen Bochumer, denen erst fünf Minuten vor Spielende der Ausgleichstreffer zum 1:1 gelang. Wolfgang Overath, designierter Präsident des 1. FC Köln, war trotzdem beeindruckt und befand: „Ein wirklich tolles Niveau“, habe die Partie gehabt. FC-Junioren-Trainer Frank Schaefer sprach gar von „einem grandiosen Spiel“ und von „Werbung für den Nachwuchs-Fußball“. U-19-Nationaltrainer Dieter Eilts rühmte vor allem das „hohe Tempo“ der Begegnung. Alle drei hatten sie recht.

Die Nachwuchsteams zeigten tatsächlich ebenso unterhaltsamen wie technisch anspruchsvollen Fußball. Bochum dominierte das Spiel weitgehend, in der 23. Minute gingen die Kölner jedoch überraschend durch einen Treffer von Enis Alushi in Führung. Der VfL machte viel Druck. Überragend dabei der technisch starke Dennis Grote auf der linken Seite. Im Abschluss fehlte den Gästen jedoch zunächst das Glück – bis Mustafa Kucukovic in der 83. Minute traf. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Kölner so große Gegenwehr leisten“, sagte Bochums Trainer Sascha Lewandowski, dessen Team nun gute Chancen hat, die Saison als Spitzenreiter abzuschließen und sich für das Halbfinale um die deutsche Junioren-Meisterschaft zu qualifizieren. Am nächsten Samstag haben die Bochumer, die das Klassement mit zwei Punkten Vorsprung auf den FC anführen, ein Heimspiel gegen Düsseldorf. Köln spielt gleichzeitig beim abgestiegenen KFC Uerdingen. „Wir haben noch Chancen. Bochum ist noch nicht Meister“, sagte Schaefer.

In Köln hört man das natürlich gern. Aber auch wenn die FC-Junioren die Saison nur als Zweiter beenden sollten – die Schaefers Team ist eine der wenigen Kölner Mannschaften, die durch in letzter Zeit ausschließlich durch gute Leistungen auf sich aufmerksam machte – und das trotz widriger Bedingungen. Zum einen verletzten sich im Verlaufe der Saison ein Stammspieler nach dem anderen. Schaefer musste sein Team einige Mal komplett umstellen. Zum anderen verabschiedete sich das größte Kölner Talent vor einem guten halben Jahr zu den FC-Profis. Wunderstürmer Lukas Podolski, 19, der sogar an der Europameisterschaft in Portugal teilnehmen wird, saß aber auch danach meist auf der Bank – in Zivil, einfach nur, um seine Mannschaft zu unterstützen. Gestern fehlte er Länderspiel-bedingt.

CHRISTIANE MITATSELIS