Keine Kränze für Mordhorst

Mit einem Trauergottesdienst nimmt Bremen heute Abschied vom am Samstag gestorbenen Polizeipräsidenten

Aus Polizeisicht war es ein hartes Jahr gewesen: Zuerst war die Ermittlerpraxis aufgeflogen, Informationen mit asserviertem Rauschgift zu bezahlen, ein alkoholkranker Beamter gestand, sich als Bankräuber versucht zu haben, im Sommer fanden Korruptionsbekämpfer auf dem Computer eines verdächtigen Polizisten Kinderpornos.

Skandal folgte auf Skandal, hinzu kam eine funktionale Degradierung zum Grüß-August durch einen neu installierten hauptamtlichen Stellvertreter – all das wäre wohl auch manchem gesunden Polizeipräsidenten zu viel geworden. Eckard Mordhorst aber, für den heute ab 13 Uhr ein Trauergottesdienst im Petri-Dom gehalten wird, war schwer krank. Sein Herzleiden hat er nach außen hin abgeschottet – bis es nicht mehr ging.

Der am Samstag im Alter von 62 Jahren infolge eines Infarkts gestorbene Honorar-Professor war darin ein typischer Vertreter einer Generation, deren wichtigster Karrierefaktor Fleiß hieß. Und deren Männlichkeitsideal von Werten wie Pflicht, Durchhaltevermögen oder Zähigkeit geprägt und durch eine beharrliche Verdrängungsarbeit aufrecht erhalten wurde.

Das Amt hatte Mordhorst, zuvor Kripo-Chef, 2001 als Vollstrecker der Polizeireform angenommen. Es aufzugeben wäre für einen wie ihn nie in Frage gekommen – erst recht nicht, wenn ein Polit-Promi wie Daniel Cohn-Bendit das aus der Ferne fordert.

Das hatte der grüne Europa-Abgeordnete nämlich anlässlich der letzten Bremer Polizeimerkwürdigkeit des Jahres 2008 getan, der Masseningewahrsamnahme von Fußballfans wegen eines Böllers. Im Interview mit dem Frankfurt-Journal hatte der 68er-Veteran Anfang Dezember sogar geargwöhnt, der Bremer Polizeichef sei ein Sadist, weil der gerade alle Kritik am fragwürdigen Einsatz weggedrückt hatte.

Eine krasse Fehleinschätzung: In Bremen galt Mordhorst selbst seinen Kritikern als einer, den man irgendwie dann doch gern mochte. Sein kollegialer Umgangston, seine menschliche Art wurden auch vor dem Tod schon oft gelobt. Den greifbarsten Ausdruck fand sein Mitgefühl mit Verbrechensopfern in einem jahrelangen Engagement beim Bremer Weißen Ring. Statt Kränzen bittet die Familie um Spenden für die gemeinnützige Organisation.

Persönlich kennen lernen konnte man ihn bei öffentlichen Auftritten als charmanten Causeur, der, durchaus mit der Gabe des Erzählers gesegnet, die Ängste des kleinen Bürgers aus eigenem Erleben als gelernter Flugzeugbauer, Polizist und zweifacher Vater kannte: Prävention war ihm deshalb ein persönliches Anliegen. Und stets bemühte er sich, das Vertrauen der Bevölkerung in seine Polizei aufrechtzuerhalten – auch wenn Teile von ihr sich gerade wieder als marodierende Truppe profiliert hatten. Einen solchen Präsidenten wird sie wohl nicht mehr bekommen. BES