Zuverlässig: Ihr Schornsteinfeger

betr.: „Schluss mit Zwang bei Schornsteinfegern. Wirtschaftsminister empfehlen, das Kehrprivileg aus brauner Zeit zu beenden“ von Richard Rother, taz vom 3. 6. 04

Als taz-lesender Schornsteinfegermeister habe ich mir in den letzten Jahren wirklich schon viel anhören müssen. Nur leider, wie auch in dem von Ihnen verfassten Artikel, haben meine Kritiker meist keine Ahnung von der Materie, um die es eigentlich geht und die natürlich am liebsten totgeschwiegen wird.

Die Bauämter und damit die Bezirksregierungen, die ja die Chefs von selbständigen Handwerkern (hier die Bezirksschornsteinfegermeister) sind, machen sich die Arbeit doch recht einfach. Für alle feuerungstechnischen Fragen ist in einem bestimmten Gebiet ein bestimmter BSFM zuständig. Da muss nicht lange gesucht werden, um irgendwelche Probleme mit Bauanträgen etc. zu klären. Die Feuerversicherungen verlassen sich auch auf die Schornsteinfeger, was sich in den günstigen Prämien niederschlägt. Ich würde kein Gebäude für ca. 300 Euro versichern (wenn’s abbrennt, wird der Verkehrswert gezahlt), wenn ich nicht wüsste, dass die Feuerungsanlagen regelmäßig kontrolliert werden. Der Vorschlag, dass die Versicherer sich um die Erhebung der Daten kümmern sollen, erzeugt bei mir nur ein Grinsen von Ohr zu Ohr. Ich würde dann bei einer Versicherungsgesellschaft arbeiten und auch mal richtig Geld verdienen, zum Beispiel als Sachverständiger. Natürlich müssen alle gefundenen Mängel dann mit Nachweis einer Fachwerkstatt behoben werden. Ansonsten geht der Versicherungsschutz verlustig oder die Prämien steigen in den Bereich, in dem eine Versicherung für das Gebäude durch die Gesellschaft vertretbar ist.

Wenn Sie eine Ankündigung unserer Arbeit als einen Befehl verstehen, sollten Sie die Gründe dafür vielleicht in Ihrer Kindheit suchen. Bei uns wird beispielsweise überhaupt nichts angekündigt, und trotzdem arbeite ich bald jedes Wochenende (samstags bei den Kunden, die berufstätig sind, und sogar sonntags bei den Architekten auf irgendwelchen Baustellen).

Aber das sind alles alte Kamellen. Was mich wirklich ärgert, ist, dass Sie, Herr Rother, uns mit Ihrem Artikel in die braune Ecke drücken wollen. Ich denke mal, dass ich das nicht verdient habe. Ich beziehe die taz schon jahrelang und kann mich nur darüber wundern, dass Beiträge, die in die Bild-Zeitung gehören, in der taz ein Forum finden. RALF WESTERMANN, Wörth/Main

Es ist leider sehr viel einfacher, jemanden mit dem Totschlagargument „Nazis“ in Misskredit zu bringen, als sich ernsthaft mit Argumenten auseinander zu setzen. […] Kehrbezirke gibt es seit dem Mittelalter in Deutschland, sie wurden geschaffen, um die Brandsicherheit in den Städten zu gewährleisten. Während der Dreißigerjahre wurde dieses Gesetz, wie viele andere auch, neu gefasst bzw. zusammengefasst.

Zu den Terminproblemen: Ich frage mich ernsthaft, was ein Schornsteinfeger denn mehr machen soll als einen Termin vorzuschlagen und dann, wenn dieser nicht wahrgenommen werden kann, mit ihm einen neuen abzusprechen. Ich kenne kaum Handwerker, bei denen dies so problemlos möglich ist wie bei einem Schornsteinfeger. […]

Das Schornsteinfegerhandwerk ist im Wandel und es ist auch, wie die letzten Jahre gezeigt haben, bereit sich zu wandeln. Aber das Kind mit dem Bade auszuschütten und alles zu verteufeln, nutzt niemandem. T. MEIERLING, Dortmund

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