Geisterstädte am Harz

Wohnungswirtschaft warnt vor dem Ausbluten ländlicher Regionen in Südniedersachsen

Ein gespenstisches Szenario: In vielen ländlichen Regionen Norddeutschlands könnte es in zehn Jahren regelrechte Geisterstädte geben, befürchtet der Verband der Wohnungswirtschaft Niedersachsen / Bremen (VDW): Vor allem für Südniedersachsen und den Harz erwartet der Verband um 2020 „verwaiste Viertel“ und damit einhergehend den „Verlust der Infrastruktur“. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag des Verbands erstellte Studie des Hamburger Gewos-Instituts.

So prognostiziert das Institut für das Jahr 2020 etwa für die harznahen Landkreise Osterode, Northeim und Helmstedt Wohnungsleerstände von jeweils mindestens 20 Prozent. Insgesamt könnte sich der „Angebotsüberhang“ in Niedersachsen von heute 71.500 auf dann 161.500 Wohneinheiten mehr als verdoppeln. Aufgrund dieser Entwicklung dürfe „auch die öffentliche Förderung von Abriss kein Tabu mehr“ sein, fordert nun der Verbandsdirektor Bernd Meyer.

Eine Ausnahme stellen Bremen, die Region Hannover, Oldenburg, die Grafschaft Bentheim, sowie die Landkreise Harburg und Lüneburg dar: Hier werde die Nachfrage nach Wohnraum auch in Zukunft das Angebot leicht übersteigen. Vor allem in der Region Hannover und in Bremen wachse der Bedarf nach geräumigen Miet- und Eigentumswohnungen sowie nach Ein- und Zweifamilienhäusern. Um diesen Bedarf zu decken, empfiehlt die Studie „Wohnungszusammenlegungen, um die Nachfrage nach großen Wohneinheiten zu decken“.

Gewos hatte im Auftrag des Verbandes nach Vorläufern in den Jahren 2002 und 2004 eine dritte Wohnungsmarktstudie vorgelegt. Gestützt auf Daten des Statistischen Bundesamtes rechnet das Institut bis 2020 in Niedersachsen mit einem Rückgang der Bevölkerung von 8,1 auf 7,8 Millionen Einwohner. Während in Bremen auch in gut zehn Jahren noch knapp 555.000 Menschen leben dürften, droht Bremerhaven ein Bevölkerungsrückgang um knapp 12 Prozent – von heute fast 117.000 auf dann 103.000 Einwohner. MAC