Managern aufs Gehalt geschaut

DGB fordert bessere Kontrolle der Managergehälter. „Wer eine Million Euro verdient, muss das gut begründen.“ Er müsse das Wohl der Beschäftigten und die langfristige Firmenentwicklung im Blick haben. Verdienst solle zudem veröffentlicht werden

aus Berlin BEATE WILLMS

Wenn es um Managergehälter geht, kochen die Emotionen regelmäßig hoch. Wie ist zu vermitteln, dass – nur ein Beispiel – die Vorstände der Deutschen Post AG im vergangenen Jahr durchschnittlich 1.034.000 Euro verdienten, 42,5 Prozent mehr als 2001, während das Unternehmen an der Börse ein Drittel seines Werts verlor? Oder dass der Infineon-Vorstand seine Pro-Kopf-Vergütung mit 878.000 Euro gar mehr als verdreifachen konnte, obwohl sich das Kapital am Markt halbierte? Doch selbst Gewerkschaften sind vorsichtig. „Über das Vergütungssystem muss der Aufsichtsrat entscheiden“, erklärte Dietmar Hexel, Mitglied des Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), gestern. Dafür aber gebe es klare Kriterien. Diese hat eine DGB-Kommission nun als „Empfehlung für die Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten“ zusammengefasst.

Künftig sollen demnach nicht nur die „Leistung des Vorstands“ und die „wirtschaftliche Lage des Unternehmens“ die Höhe der Vorstandsbezüge bestimmen, wie es der deutsche Corporate Governance Kodex vorgibt. Hexel: „Auch die Situation der Beschäftigten und die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens im Sinne des Gemeinwohls müssen berücksichtigt werden.“ Die Entscheidung dürfe nicht, wie in vielen Unternehmen üblich, in einem Ausschuss ohne Arbeitnehmervertreter fallen.

„Hier muss der gesamte – paritätisch besetzte – Aufsichtsrat einbezogen werden.“ Weil „manche Vorstandsgehälter wegen schwer kalkulierbarer Aktienoptionsprogramme jedes akzeptable Maß überschritten“ hätten, plädiert der DGB dafür, deren Anteil auf „deutlich unter 50 Prozent zu begrenzen“. Aufsichtsräte, die sich ihre Bezüge von der Hauptversammlung absegnen lassen müssen, sollten gar keine variablen Vergütungen bekommen – um ihre Unabhängigkeit nicht zu gefährden.

„Wenn ein Vorstandsmitglied eine Million Euro im Jahr verdient, muss das schon sehr gut begründet werden“, sagte Hexel. Zwei Millionen oder mehr dürfe man eigentlich nur fürs „Zaubern“ bekommen. Zumindest im Durchschnitt erreichten das im vergangenen Jahr immerhin die Vorstände von Deutsche Bank, Deutsche Telekom, DaimlerChrysler, Eon, Metro und Siemens. Der DGB fordert nun, dass das Vergütungssystem, die Gesamtsumme und die individuellen Vorstandsbezüge im Anhang zum Konzernabschluss und im Internet dargestellt werden.

Moralisch gesehen stehen die Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten übrigens gut da: Sie müssen einer langjährige Vereinbarung zufolge den größtenTeil ihrer Tantiemen an die gemeinnützige Hans-Böckler-Stiftung abtreten. Ihnen bleiben durchschnittlich noch zu versteuernde 4.900 Euro pro Jahr.