Viel Lärm im Aufsichtsrat

Weil er angeblich Sabotage betreibt, möchten die neuen Eigentümer des hannoverschen Autozulieferers Conti dessen Aufsichtsratsvorsitzenden Hubertus von Grünberg absägen. Alternativ sollen alle Mitglieder des Gremiums gehen

Der Streit zwischen den Autozulieferern Schaeffler und Continental eskaliert. Der Schaeffler- Konzern als Großaktionär warf dem Conti-Aufsichtsratsvorsitzenden Hubertus von Grünberg am Dienstag Sabotage vor und verlangte seinen sofortigen Rückzug. Zugleich drohte Schaeffler damit, sämtliche zehn Aufsichtsräte der Anteilseignerseite auszuwechseln.

„Da der Aufsichtsratsvorsitzende gemeinsame Lösungen systematisch sabotiert und eigene Interessen verfolgt, ist das Vertrauen zerstört“, erklärte Schaeffler in einer Stellungnahme. Solange der Aufsichtsrat von Grünberg gewähren lasse, behalte man sich das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen. Die Investorenvereinbarung zwischen Schaeffler und Conti werde dadurch nicht gebrochen. Der Vereinbarung zufolge kann Schaeffler selbst nur vier Vertreter direkt in das Aufsichtsratsgremium entsenden.

Hintergrund des Zerwürfnisses sind unter anderem von Conti-Finanzvorstand Alan Hippe ins Spiel gebrachte Spekulationen um eine Kapitalerhöhung von einer Milliarde Euro bei Continental. Conti-Aktien waren daraufhin auf unter 20 Euro abgestürzt. Schaeffler wirft von Grünberg zudem fortgesetzte Querschüsse bei der Zusammenführung der Unternehmen vor.

Schaeffler hatte am 8. Januar die Übernahme von Conti abgeschlossen und den Anteilseignern 75 Euro je Aktie bezahlt. Da das Unternehmen vier Jahre lang höchstens 49,99 Prozent der Conti-Anteile halten darf, wurden die überzähligen Aktien an Banken weitergereicht.

„Wenn von Grünberg den Aufsichtsrat verlässt und wir vier Aufsichtsratssitze bekommen“, so Schaeffler-Sprecher Detlef Sieverdingbeck, „sehen wir keine Notwendigkeit für eine außerordentliche Hauptversammlung.“ Regulär hat Conti für den 23. April geladen.

Die IG Metall in Niedersachsen hat das Vorgehen der Schaeffler-Gruppe im Zuge der Übernahme von Continental scharf kritisiert. „Rechtsverbindliche Verträge sind einzuhalten“, sagte der niedersächsische IG Metall-Bezirkschef und Conti-Aufsichtsrat Hartmut Meine in Hannover. „Wir leben in keiner Bananenrepublik.“

Conti bekommt offenbar auch noch von einer zweiten Seite Druck. Der niederländische Hedge-Fonds Exchange Investors will laut einem Bericht des Handelsblatts eine außerordentliche Hauptversammlung erwirken, um die Conti-Führung zu entmachten. DPA