Weniger als mindestens

Schleswig-Holstein will Finanzierung der Kindertagesstätten neu regeln. GEW fürchtet um bewährte Standards, Kultusministerium beruhigt

kiel taz ■ Eine Verschlechterung der Mindeststandards für die rund 1.650 schleswig-holsteinischen Kindertagesstätten befürchtet die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW). Grund sind Pläne der rot-grünen Regierung, ab 2004 für zwei Jahre die „Mindestverordnung“ im Kita-Gesetz auszusetzen. „Die Verordnung besteht seit 1992 und hat sich bewährt“, sagt GEW-Organisationssekretär Wolfgang Windus. „Uns ist nicht klar, wozu die Aussetzung nötig ist.“

Die Verordnung regelt die Gruppenstärke, den Personalbedarf und dessen Qualifikation. So dürfen in der Regel nur 20 bis 22 Kinder in einer Gruppe sein, eine Überschreitung ist nur in zeitlich befristeten und begründeten Ausnahmefällen möglich. Auch muss die Kita- und Gruppenleitung in Hand von qualifizierten Pädagogen sein.

Laut Windus ist nun im Gespräch, diese Standards durch „Vereinbarungen“ zu ersetzen, die den Kommunen mehr Freiheiten lassen, und auf die Eltern und Beschäftigte keinen Einfluss mehr haben. Windus: „Bei schlechter Haushaltslage könnten Gruppenstärken von 25 oder mehr die Regel werden.“

Patricia Zimnik, Sprecherin im Kieler Kultusministerium, hält diese Befürchtung für eine „Schimäre“. Die Lobby von Eltern und Trägern sei „so groß, die würden das nicht hinnehmen“. Geplant sei, die Finanzierung der rund 86.000 Kita-Plätze im Land auf „neue Beine“ zu stellen und einen neuen Verteilungsschlüssel zu finden. So gebe es kinderarme Regionen im Norden und an der Westküste und kinderreichere Gebiete am Hamburger Rand. Finanziert werden die Kitas gegenwärtig anteilig von Kreisen, Kommunen und Eltern, die Landesregierung schießt rund 60 Millionen Euro dazu.

Zudem soll die Zuständigkeit für Kitas künftig allein bei den Kommunen liegen. „Wir wollen eine Flexibilisierung, die den Kommunen mehr Freiheiten eröffnet. Da wird auch die Qualität gesichert“, sagt Zimnik. Man werde die Standards „halten, wenn nicht verbessern“. Etwas vager formulierte es Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD), als sie gestern in Kiel erklärte, Gruppengrößen „über 25“ seien für sie undenkbar. Ein Gespräch zwischen Trägern und Kommunen über diese Details ist für Montag geplant. KAIJA KUTTER