Reagan jetzt im Reich des Guten

Kein böses Wort über den verstorbenen Expräsidenten. Schröder würdigt ihn als treuen Freund und Kohl spricht vom Glücksfall der Geschichte. Dabei spaltete keiner die Welt so sehr wie Reagan

BERLIN taz ■ Ronald Reagan, der 40. Präsident der USA, ist tot. Wie kaum ein anderer hat er in seinen zwei Amtszeiten von 1981 bis 1989 die US-Bürger und die Welt polarisiert. Am Tag nachdem er im Alter von 93 Jahren in Los Angeles starb, waren kritische Stimmen kaum zu hören. Bundespräsident Johannes Rau sagte am Sonntag, mit Reagan gehe ein Mann, „der Deutschland in schwierigen Zeiten ein treuer Freund und Verbündeter war“. Bundeskanzler Gerhard Schröder erinnerte an Reagans Engagement zur Überwindung des Ost-West-Konflikts.

Reagans Amtszeit war vom Höhepunkt und Ende des Kalten Krieges geprägt, von Debatten über Nuklearwaffen und deren Abschaffung und den Chancen einer Raketenabwehr im Weltraum. Reagans Außenpolitik schloss auch Stellvertreterkriege in der Dritten Welt ein, von Nicaragua und El Salvador über Mosambik und Angola bis nach Afghanistan. Zehntausende kamen in diesen Konflikten ums Leben. In den USA wurde durch Reagan der sozialkonservative Flügel der Republikanischen Partei gestärkt, der die liberalen Reformen seit den 60er-Jahren zurückdrehen wollte. Unter Reagan wurden Steuern gesenkt, das Militärbudget drastisch erhöht und das Staatsdefizit verdreifacht.

CDU-Chefin Angela Merkel sagte, man sei Reagan „für seinen Einsatz zur Überwindung des Kalten Krieges und damit der Spaltung Europas immer zu Dank verpflichtet“. Exkanzler Helmut Kohl ergänzte, „Reagan sei für die Welt und insbesondere für Europa ein Glücksfall“ gewesen.

Reagans Witwe Nancy gab den Tod ihres an Alzheimer erkrankten Mannes, der sie zuletzt nicht mehr erkannt hatte, am Samstag schriftlich bekannt. Reagan hatte 1994 offen von seiner Erkrankung berichtet und sich seitdem aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. STEFAN SCHAAF

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