WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Julia und Romeo“, Hexenkessel Hoftheater, 12. 6.

Der Krieg übte auf Theaterleute schon immer eine besondere Anziehungskraft aus: wahrscheinlich, weil er so schön theatralisch ist. Zu Hause friedlich auf dem Sofa sitzen oder sich ums Geldverdienen oder die nächste Freizeitgestaltung kümmern – das kann schließlich jeder! Für Armin Petras, der sich als Dramatiker Fritz Kater nennt, wurde im letzten Jahr bei einer Reise nach Südamerika der Anblick von blinden Menschen, die sich durch das Straßenchaos von São Paulo kämpften, zum Kriegserlebnis. Denn diese Szenen erinnerten ihn an nichts weniger als an den unglücklichen Simplizissimus, der den meisten aus dem Kontext des Dreißigjährigen Krieges geläufig sein dürfte. Armin Petras verarbeitete seine Eindrücke zu dem Text:„Mach die Augen zu und fliege oder Krieg böse 5“. Und den inszeniert er ab Samstag im Maxim-Gorki-Theater.

„The Golden Age of Punk …“, Prater, ab 9. 6.

Daneben unternehmen zehn Regiestudenten der Schauspielschule Ernst-Busch auf der Grundlage von Interviews des französischen Soziologen Pierre Bourdieu im gleichen Theater ebenfalls den Versuch, dem Elend der gegenwärtigen Welt theatralisch Stimme und Gestalt zu verleihen. Das Ganze nennt sich: „ Zehn Biographien gegen den Mainstream; zehn Fälle unglücklichen Bewusstseins“.

„Vom Elend der Welt“, Maxim-Gorki-Theater, 11. 6.

Am Samstag eröffnet das Hexenkessel Hoftheater mit einer recht eigenen Umarbeitung von Shakespeares Tragödie „Romeo und Julia“ zur Komödie „Julia und Romeo“ seine Freilichtbühne oberhalb der Strandbar Mitte im Monbijoupark. Und die Volksbühne ist mit ihrer Bewältigung vergangener Utopien inzwischen beim „Golden Age of Punk and Working“ angelangt: ein entsprechend überschriebener Abend aus Punk und polnischer Volksmusik von Schorsch Kamerun hat morgen im Prater Premiere.

„Mach die Augen zu …“, Maxim-Gorki-Theater, 12. 6.