ELITEUNIS FÖRDERN IST PRIMA – WENN DIE GRUNDVERSORGUNG STIMMT
: Bildungspolitik bewegt sich doch

Hui, ging das schnell! Im Januar ließ der Kanzler das Igittigitt-Wort „Eliteunis“ fallen. Und schon im Juni, ganze sechs Monate später, ist man sich einig über den neuen Umgang mit Spitzenforschung an den Hochschulen. Fast zwei Milliarden Euro werden für etwas wie Elite lockergemacht – zusätzlich. In einem wirklich durchdachten Programm. Das ist für die Hochschulen und den Forschernachwuchs ein so rundum überraschendes Ergebnis, dass man sich verwundert die Augen reibt: Ist das Deutschland? Kann es sein, dass eine derart mäkelige Debatte wie die über Eliteförderung einen so erfreulichen Abschluss findet? Wie konnten die Länder, diese Hüter des Mittelmaßes und des Kriechgangs in der Kultuspolitik, sich dazu durchringen?

Geschehen ist so etwas wie das „Wunder von Weimar“ – dort hatte Gerhard Schröder zu Jahresbeginn die Elite zum Konzept gemacht. Es ist ein Wunder, weil die Hochschulen dieses Landes über Jahre hinweg für alles ander als Spitze standen. Die Synonyme für die inzwischen 350 Universitäten und Fachhochschulen waren bauliche Verrottung, geistige Mittelmäßigkeit und studentische Überfüllung. Uni, das bedeutete Ruine. Jetzt scheint das wieder anders zu werden. Die Reaktion beim Besuch der alten, der eigenen Hochschule war lange die: Oh Gott, wie sieht’s denn hier aus? Inzwischen hört man, noch nicht überall gewiss, aber immer öfter: Mensch, was man hier schaffen kann!

Allerdings verdient die Einigung zwischen Bund und Ländern nicht allein Applaus. Es ist richtig, den Spitzeneinrichtungen in diesem Land, egal ob Klasseunis, exzellente Fachbereiche oder sehr begabte Doktoranden, einen Batzen Geld rüberzuschieben. Aber man darf daran erinnern, dass der Kanzler und die SPD (und übrigens das Grundgesetz) Folgendes auch wollen: die wissenschaftliche Breitenausbildung fördern. 40 Prozent eines Jahrgangs sollen auf die Hochschule – nicht nur ein Dutzend Nobelpreisträger in spe. Sollten die Länder ihren Elitebonus aus der Grundförderung für die Hochschulen bezahlen, dann ist das Wunder von Weimar nichts als Schein. CHRISTIAN FÜLLER