Spritpreise sinken

Die Opec-Beschlüsse zur Erhöhung der Fördermenge haben der „Ölkrise“ vorläufig den Hahn zugedreht

BERLIN dpa/afp ■ Die Entspannung an den Rohölmärkten nach den Opec-Beschlüssen wirkt sich nun auch an deutschen Zapfsäulen aus. Binnen vier Tagen hätten die Benzinpreise um drei Cent nachgegeben, berichtete Shell gestern. Normalbenzin kostete bei Shell zu Wochenbeginn im Bundesdurchschnitt 114,6 Cent je Liter und lag damit auf dem Niveau von Anfang Mai. Diesel war für 93,6 Cents zu haben nach 98,4 Cents Mitte Mai. Erstmals seit Anfang Mai kostete die Nordseesorte Brent im Handelsverlauf in London weniger als 35 Dollar. Bis gestern Mittag gaben die Notierungen zur Auslieferung im Juli um 2,02 Prozent auf 34,95 Dollar je Barrel (159 Liter) nach.

Experten sehen für die rückläufige Entwicklung zwei Faktoren: Zum einen wirke die Opec-Ankündigung vom Donnerstag, die Förderquoten bis August um 2,5 Millionen Barrel täglich zu erhöhen. Zum Zweiten habe sich die Versorgungslage mit Benzin in den USA verbessert.

Der Höhenflug des Ölpreises stellt nach Ansicht der Luftfahrtverkehrsindustrie die Erholung der angeschlagenen Branche in Frage. „Im vorigen Jahr haben wir vier apokalyptische Reiter überstanden – Sars, den Irakkrieg, den Terrorismus und die flaue Wirtschaft“, sagte IATA-Chef Giovanni Bisignani gestern auf der Verbandstagung in Singapur. „Aber der fünfte Reiter, der Ölpreis, könnte unsere monatlichen Kosten um bis zu einer Milliarde Dollar pro Monat steigen lassen und auch in diesem Jahr verhindern, dass wir zur Profitabilität zurückkehren.“ Die IATA hatte für die Branche zunächst einen Gewinn von insgesamt rund 2,46 Milliarden Euro in 2004 vorausgesagt, nachdem sich die Verluste in den drei vergangenen Jahren auf insgesamt 26 Milliarden Euro summiert hatten. Bei dieser Prognose sei der Verband aber von einem Ölpreis von 30 Dollar pro Barrel ausgegangen, so Bisignani.

Um der nächsten „Ölkrise“ vorzubeugen, sollten Autofahrer in Pflichtkursen lernen, möglichst wenig Benzin zu verbrauchen. „Ich bin dafür, alle deutschen Autofahrer zu verpflichten, einen Kurs zum spritsparenden Autofahren zu belegen“, sagte der umweltpolitische Sprecher der Grünen in Baden-Württemberg, Boris Palmer, der Bild. Dadurch könnten 15 Prozent Benzin gespart werden. Auch das Umweltbundesamt verwies auf die Effizienz der richtigen Fahrtechnik. Abteilungsleiter Axel Friedrich sagte: „Wer richtig spritsparend fährt, kommt 30 Prozent weiter. Also mit einer Tankfüllung 650 Kilometer statt nur 500.“ Deshalb sollten Autohersteller jedem Neuwagen einen Kurs-Gutschein beilegen. Spätestens in zehn Jahren seien dann alle Fahrer geschult.