Streit für die Juniorprofessur

Bundesbildungsministerin Bulmahn setzt weiter auf die Verjüngung der Professoren. Eine Studie zeigt, dass die neuen Stellen manchmal für „alte Hüte“ genutzt werden

HANNOVER taz ■ Unter dem SPD-Bildungsminister Oppermann war Niedersachsen das Vorreiterland für Juniorprofessuren. Die sind seit 2001 im Hochschulrahmengesetz angelegt – als eine Art sechsjährige Professur auf Probe. So soll die eigenständige Arbeit junger Wissenschaftler gefördert und eine Alternative zur klassischen Habilitation geschaffen werden. „Von den in Niedersachsen ausgeschriebenen Stellen wurden bisher etwa zwei Drittel besetzt“, sagt Ute Stallmeister, Sprecherin des Wissenschaftsministeriums in Hannover.

Für das Junior-Programm spendiert der Bund in den nächsten Jahren rund 180 Millionen Euro, für jeden ihrer Elite-Junioren bekommen die Unis 60.000 Euro. Von den aktuellen Sparzwängen an den Unis ist das Programm nicht direkt berührt: In Niedersachsen beteiligt sich die Volkswagen-Stiftung finanziell, und in Bremen gibt es neben den „regulären“ auch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Juniorprofs.

„Die Juniorprofessur wird bald überall in Deutschland die Anerkennung finden, die sie verdient“, hofft Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD). Das Interesse sei ungebrochen, Mittel für 800 Stellen an 54 Universitäten habe ihr Haus bereits bewilligt.

Doch es gibt auch andere Meinungen. Ende Juni hat eine Arbeitsgruppe der „Jungen Akademie“ – ein Interessensverband junger Wissenschaftler an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften – erste Ergebnisse ihrer Evaluation zur Juniorprofessur veröffentlicht. Katharina Landfester, Sprecherin der „Jungen Akademie“, bemängelt vor allem die verbreitete Praxis von Hausberufungen, die an dem hohen Durchschnittsalter der Juniorprofs Schuld sei: „Bei der Hälfte der Stellen werden die Assistenten eines Professors einfach zum Juniorprofessor gemacht.“ Die hätten dann schon jahrelang an der Universität gearbeitet, von Nachwuchsförderung könne da keine Rede sein.

Die Bremer Uni plant, sagt Hochschulentwicklungsexperte Christoph Bäumel, nach Ablauf einer Juniorprofessur die Stelle erneut auszuschreiben, diesmal als Lebenszeitprofessur. Natürlich müsse sich der Juniorprofessor dann auch gegen externe Bewerber durchsetzen.

„Die Attraktivität der Juniorprofessur aber auch das Interesse an ihr lassen deutlich nach“, glaubt Katharina Landfester herausgefunden zu haben. Bisher sei das Programm auch in zu wenigen Bundesländern wirklich umgesetzt worden. Dem widerspricht Bulmahn-Pressesprecher Peter Ziegler: „Das Programm wurde schon in fünf Ländern umgesetzt, neben Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben auch Hamburg, Bremen und Berlin ihre Landeshochschulgesetze dementsprechend geändert.“

Nachdem nun in Niedersachsen eine Koalition aus CDU und FDP am Ruder ist, sieht die Perspektive dort nicht mehr so rosig aus. Die neue Regierung plane bereits, das Landeshochschulgesetz erneut zu ändern, so Ute Stallmeister: „Die klassische Habilitation soll im Vergleich zu den Juniorprofessuren wieder gestärkt werden.“

Christian Ehlers