Schulschließung zum Trost

Bildungsbehörde räumt Kürzung von 431 Lehrern bei Sonderbedarfen ein

Ein Blick in den Entwurf für den „Lehrerstellenplan 2004–2008“ lässt nichts Gutes ahnen. Wie berichtet, sollen bei der Sprachförderung und weiteren Sonderbedarfen bis 2005/2006 über 400 Stellen wegfallen. Das Papier, das der taz inzwischen vorliegt, nennt exakt 431 Stellen. Bildungsbehördensprecher Alexander Luckow nannte es gestern „veraltet“, endgültige Daten würden erst nach der Senatsbefassung vorliegen. Bestätigen mochte er immerhin die genannte Kürzungssumme.

Er blieb bei der früheren Aussage von Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig, das „Volumen“ der Sprachförderung solle erhalten bleiben. Luckow: „Wir wollen ein neues Sprachförderkonzept, dass die Förderung nicht mehr nach Gießkannenprinzip verteilt, sondern dafür sorgt, dass sie dort ankommt, wo sie hingehört: in die sozial schwachen Stadtteile“.

Für neue Wohltaten dieser Art bleibt zumindest laut vorliegendem Lehrerstellenplan gar keine Luft. Demnach werden 546 Lehrerstellen durch größere Klassen an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen frei. Weitere 42 werden durch die Ausweitung des Unterrichts von Referendaren gewonnen. Zusammen mit besagten 431 ergibt dies ein Plus von 1.019 Stellen.

Diese werden jedoch durch „bedarfserhöhende Maßnahmen“ vollständig aufgebraucht, so dass sogar ein Defizit von rund 20 Stellen bleibt. So benötigt Hamburg allein 416 Stellen für die 6.000 zusätzlichen Schüler bis 2008. Weitere 86 Stellen sollen für die Finanzierung von Altersteilzeit bereitstehen. Ganze 90 Stellen werden für die Entwicklung neuer Bildungskonzepte von der Behörde fremdgenutzt. Weitere 69 Stellen erfordert die geplante Verdopplung der „Verlässlichkeitsreserve“. 129 Stellen werden für die leichten Verbesserungen des Lehrerarbeitszeitmodells und dessen Evaluation benötigt, 248 Stellen für die Unterrichtsausweitung an Gymnasien und neue Ganztagsschulen. Macht summa sumarum 1.038 Stellen.

Diese Rechnung spricht dafür, dass einmal bei der Sprachförderung gekürzte Stellen für immer weg sind. Behördensprecher Luckow verwies auf die geplante „Schulentwicklungsplanung“. Diese sehe ja vor, eine ganze Reihe von Schulen mit anderen zusammenzulegen oder zu schließen. Kritiker halten dagegen, dass zu erwartende Effizienzgewinne durch Schulschließungen nur einen Bruchteil der eingesparten Summe ausmachen.

Einen Disput gibt es darüber, zu welchem Anteil die Sprachförderung gekürzt wird. Laut Luckow werden die Sonderbedarfe um insgesamt ein Drittel geschröpft. Katrin Heining, die Personalrätin für Grund-, Haupt- und Realschulen, kommt auf eine andere Rechnung: Fast zwei Drittel der ursprünglich 699 Stellen aus dem Bereich Sprach- und Leseförderung würden gestrichen. Das hält auch die GAL für „dramatisch“. Fraktionsvorsitzende Christa Goetsch findet es „unverantwortlich, bei Sprachförderung für Benachteiligte und MigrantInnen radikal zu kürzen, und dies ohne jede Analyse und ohne Neukonzeption“. Kaija Kutter