Chef auf Nagelprobe

Designierter SPD-Vorsitzender Petersen zwischen allen Stühlen. 18 Monate dauert seine Bewährungszeit

Mathias Petersen ist noch gar nicht im Amt, da wird bereits über dessen Ende geraunt. Bis Anfang 2006 hat der 48-Jährige Zeit, sich zu bewähren – „sonst“, sagt ein einflussreicher Sozialdemokrat, „war‘s das“. Dann werde die Partei sich im Hinblick auf die Bürgerschaftswahl zu Jahresbeginn 2008 „einen neuen Vorturner suchen“ müssen.

Am 19. Juni wird Petersen, der am Sonntag den Mitgliederentscheid um die Nachfolge des scheidenden Amtsinhabers Olaf Scholz gegen seinen Konkurrenten Knut Fleckenstein gewann (taz berichtete), vom Landesparteitag zum SPD-Vorsitzenden gewählt werden. Schon das werde „eine Nagelprobe“, sind sich Eingeweihte sicher: „Über 65 Prozent ist unwahrscheinlich, aber unter 75 Prozent ein Desaster.“

Zu sehr hatte sich Petersen im internen Wahlkampf als Kandidat der Basis „gegen die Funktionäre“ zu profilieren versucht, als dass diese ihm das einfach so verzeihen würden. Er habe „doch die Spaltung aufgebaut“, musste der Chef in spe sich am Montagabend im Landesvorstand anhören. Verbunden mit dem Hinweis: „Nun integrier‘ mal schön.“

Petersen droht eingemauert zu werden zwischen wenigstens vier Kreischefs und zwei Stellvertreterinnen, die ihm mindestens reserviert gegenüberstehen: Gewerkschafterin Jutta Blankau tritt erneut als Parteivize an, zudem kandidiert Ex-Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt. „Kärrnerarbeit“ werde das, sagt ein Genosse, und eine Genossin mahnt, „Mathias eine Chance zu geben“.

Von fairer Chance spricht sie nicht. Sven-Michael Veit