on the rail again: Ein Tyskie-Bier auf die Kokratie
Henning Kober bereist per Interrail Europa. Heute: Prag
Montag, 12.05 Uhr. Im Zug wieder das Paar aus Atlanta, das in Krakau im gleichen Hostel war. Er filmt mit einer DVD-Kamera und fragt: Are you also going to the Death Camp of Oswiecim?
Montag 20.09 Uhr. Das Handy zeigt an: Eurotel-CZ, Prelouc a okoli. Tschechisch ist eine ferne Sprache, die Wagen rollen langsam. Ich trinke lauwarmes Tyskie-Bier aus Polen und stelle mir vor, alles was ich sehe, wäre eine Illusion und die Welt regiert von der Pharma Kokratie. Neben mir liegt ein Stanislaw-Lem-Buch „Der futurologische Kongress“.
Montag, 21.23 Uhr. Ankunft in Praha Hlavni Nadrazi. Ein schöner Bahnhof aus den Siebzigern. Mitten in der Halle blinken Spielautomaten. Auf der Balustrade zeigen kleine Jungen ihre Spitzenunterwäsche.
Dienstag 0.49 Uhr. Im Hof des Golden Sickle Hostel sitzen: Lisa, Rebecca, Ann aus Chicago (16 Tage Europa, Amsterdam, Prag, Barcelona, mit dem Flugzeug) und ich.Ann: „I’ve got roots in Europe. My mother was born in a displaced persons camp. But she is not really calling that her home.“Lisa: „Can we talk german? Ich habe gelernt für vier Jahre.“Henning: „Hast du vor deiner Reise den Film ‚The rules of attraction‘ gesehen?“Lisa: „Is that the one with Pierce Brosnan?Rebecca: „Can I spliff?“
Dienstag, 1.55 Uhr. „Henning, how old are you?“, fragt Lisa im Dunkeln. Ich liege auf meiner Matratze im Schlafsaal, aus dem Kopfhörer, der um den Hals hängt, rappt Kool Savas einen alten Westberlin-Maskulin-Song. Mein Gedanke: Exit Wien.
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