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Merkwürdige Zeitverhältnisse prägen die kommende Konzertwoche. Auf eine eigentümliche Zeitreise begeben sich etwa heute Abend in der Hasenschaukel fünf Hamburger BardInnen. Wolfgang Müller, Hannes Klock, Summer Crowd Stereo, Little Rubikon und Nadja R. waren nämlich, so ist zu vernehmen, im 17. Jahrhundert und haben von dort Lieder mitgebracht. Für jedes eigene Stück gibt es bei der „Time Travel“ eines aus der Frühen Neuzeit. Do, 22. 1., 21 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße 27 Nicht ganz so weit zurück und zugleich voran in eine ungeordnete Zukunft und eine nie enden wollende Ewigkeit geht es einen Tag später in der Prinzenbar mit Bomb The Bass. 21 Jahre ist es her, dass sich Tim Simenon als einer der ersten Briten neben „Coldcut“ oder „S’Express“ mit der Cut-Up-Ästhetik des DJings und dem Sampling des US-Hiphop auseinandergesetzt hat. Wie man Basslinien so mit Samples zubombt, wie Graffiti-Künstler Wände mit Tags und Bildern, hat der 41-Jährige schon mit seiner ersten Single „Beat Dis“ eindrucksvoll bewiesen. In den 90ern dann hat er maßgeblichen Anteil an der Entwicklung des Trip-Hop gehabt. Björk, David Bowie, „Massive Attack“, „Ash“, Seal oder „Depeche Mode“ jedenfalls ließen es sich nicht nehmen, ihren Songs später von Simenon ein neues Kleid verpassen zu lassen. Dann wurde es still um Bomb The Bass und er verschwand irgendwo in Amsterdam, um sich jetzt mit „Future Chaos“ fulminant zurückzumelden. Darauf findet sich neben den Stimmen verschiedener Sänger – etwa der der Ex-Queen of the Stone Age Marc Lanegan und denen der kongenialen „Fujiya & Miyagi“ – nur ein einziges Instrument: alles hat Simenon aus einem alten Mini-Moog-Syntheziser geholt – keine Plugins, keine Effekte, entrückt und gleichzeitig so abgeklärt. Dargeboten wird die zeitlos daherwabernde Rückbesinnung auf die Tatsache, dass Zukunft immer jetzt ist, übrigens von einem Klassiker: einer vierköpfigen Band. Fr, 23. 1., 21 Uhr, Prinzenbar, Kastanienallee ROBERT MATTHIES